Tamay Jentjens auf dem Mobilty & Biomechanik Workshop
Ich trainiere selbst im Fitness First in Berlin (Sauna im Gym ist unschlagbar) und ich sehe dort millerweile sehr viele Leute, die sich auf einem Foamroller oder in einer dynamischen Dehnung auf das Training vorbereiten. Vor drei Jahren wären das noch zwei Armkreise und zehn Minuten auf dem Laufband warm joggen gewesen. Gut so – Mobility Training ist als Bewegungsvorbereitung mitten im Sport und im funktionellem Training angekommen.
Wir mobilisieren uns, um uns besser zu bewegen, mehr zu leisten und Schmerzen vorzubeugen. Um möglichst langanhaltende Erfolge der Mobilisierung zu erzielen, müssen wir uns aber auch den Bewegungsmustern widmen und diese korrigieren und optimieren. Ineffiziente Bewegungsmuster sind häufig der Grund, warum wir uns direkt nach dem Releasen weich und flexibel wie ein Gummiband, und am nächsten Tag, oder sogar am Ende des Trainings, wieder steif wie der sprichwörtliche Bock fühlen.
Eine Lösung hierzu ist es, auch immer die Ursache von Verspannungen/Verkürzungen mit in Betracht ziehen. Wir müssen uns die Frage stellen, ob die dysfunktionale Muskulatur deshalb nicht mehr ihre optimale und für das Gleichgewicht nötige Länge zulässt, weil sie einfach nur durch hartes Training überansprucht wurde, oder ob sie überansprucht wurde, weil sie den Job einer anderen Muskulatur ebenfalls noch übernimmt.
Das nennen wir dann Kompensation. Etwas arbeitet zu hart, weil etwas anderes nicht arbeitet oder nicht arbeiten kann. Stelle ich eine solche Kompensation nicht ab, so werden häufig auch Releases nicht ihre volle, langfristige Wirkung entfalten können.
Im Video zeige ich dazu ein Beispiel. Ein im Kraftsport häufiges Muster, das zu vorgefallenen Schultern, Schulterschmerzen und Rückenschmerzen führen kann, ist die Überspannung der Brustmuskulatur, Trapezmuskulatur und der Rhomboiden. Diese Muskeln sind oft dysfunktional kurz, da der Körper die Schulter, und gerade das Schulterblatt, über diese drei Muskeln maßgeblich stabilisiert, wenn es eine sehr geringe Ansteuerung des Serratus Anterior gibt. Dieser Muskel zieht das Schulterblatt mit den unteren Fasern am unteren Eck nach vorne, und ist so einer der sehr wichtigen Dekompressoren und Stabilisatoren der Schulter. Die vom Serratus Anterior zusammen mit dem Latissimus eingeleitete Aufwärtsrotation des Schulterblatt hat eine entscheidende Bedeutung bei der funktionalen Elevation des Armes.
Um den Serratus wieder anzusteuern benötigen wir oft zuerst die Entspannung (Detonisierung) der festen Muskulatur, da diese auch für die Abwärtsrotation des Schulterblatt zuständig ist und das Schulterblatt sonst in dieser Position gefangen hält. Anschließend können wir den Serratus dann mit einer Übung isoliert ansteuern, wie beispielhaft im Video gezeigt. Nicht um den Muskel dadurch zu stärken, sondern viel mehr um das Gehirn an die vergessene Ansteuerung zu erinnern. Dieser kleine Reminder kann bei manchen Athleten schon völlig ausreichend sein, um in zukünftigen Bewegungen das Bewegungsmuster umzustellen und autokorrektiv weiter zu trainieren. Häufig jedoch erst mit niedrigeren Gewichten, da die Muskulatur des Schulterblatt in der neuen Balance noch sehr schwach ist. Bei anderen kann es jedoch länger dauern und es sind zusätzliche Regressionsschritte sowie Isolationen nötig.
So oder so sollten korrigierende Übungen zur Ansteuerung von gewissen, häufig gehemmten Muskeln die zu Kompensation und Dysfunktion führen, ebenfalls ein Teil eines ausgewogenen Mobility Trainings sein. Gerade wenn das Ziel eine Korrektur zur Vorbeugung vor Schmerzen und die Förderung von Bewegungsmustern hin zur Effizienz ist. Denn wer die vorgesehenen Motoren für eine Bewegung im Gleichgewicht nutzt, statt einige wenige dauerhaft im roten Bereich laufen zu lassen, kann die Ursache von Kompensationen beheben, stärker und leistungsfähiger werden und Verspannungen gar nicht erst entstehen lassen.
Wenn du mehr über diese Art des Mobility Trainings erfahren möchtest, dann besuche uns gerne auf dem Mobility & Biomechanik Workshop. Hier lege ich den Fokus auf die aktiven und gezielten Anwendung der Mobility Methode für die Ausrichtung und Aufrichtung des Körpers. Neben BodyReading Techniken setzen erfährst du dort Bewegungsübungen und gezielte Isolationsübungen, die Impulse setzen und die häufig vernachlässigte, tiefere Aufrichtungs- und Stabilitätsmuskulatur ansteuern. Mit korrigierenden Übungen integrieren wir anschließend alle Bausteine für eine Programmierung neuer funktionaler Bewegungsmuster in uns und unseren Kunden/Athleten.
Ich freue mich auf deine Teilnahme – Alle Infos findest du unter diesem Link
Euer Tamay Jentjens