Mixed Martial Arts (dt. Gemischte Kampfkünste, kurz MMA) ist ein Vollkontaktkampfsport, bei dem die Kämpfer üblicherweise in einem achteckigen Maschendrahtkäfig, genannt Octagon, gegeneinander antreten. Der Käfig dient dabei dem Schutz der Kämpfer gegen das Herausfallen aus dem Ring und damit eventuell verbundenen Verletzungen. Den Kampf Mann gegen Mann im Stand und am Boden gab es schon in den olympischen Spielen der Antike, das sogenannte Pankration. Mit der Zeit gab es immer mehr unterschiedliche Kampfsportarten mit ihren eigenen Regeln und Limitierungen, in denen sich die Anwender spezialisierten. In der Neuzeit war deshalb der ursprüngliche Gedanke von MMA Spezialisten aus unterschiedlichen Kampfsportarten, wie z.B. Boxen oder Judo, gegeneinander kämpfen zu lassen, um zu sehen welche Kampfsportart die überlegene ist. Mit der Zeit und vor allem durch den großen Vorteil den das Brazilian Jiu Jitsu seinen Anwendern gegenüber den darin unerfahrenen Kämpfern am Boden bot, entwickelte sich ein Hybridsport, bei dem die Athleten Techniken aus verschiedensten Kampfsportarten nutzen. MMA umfasst Techniken aus dem Striking wie Schläge und Tritte, Ringen und Würfe aus dem Stand sowie Grappling und Submissions – Aufgabe- und Würgegriffe am Boden.
MMA ist derzeit der am schnellsten wachsende Sport der Welt. Die besten Kämpfer treten in der seit 1993 bestehenden und weltweit größten MMA Organisation, der UFC (Ultimate Fighting Championship), in verschiedenen Gewichtsklassen gegeneinander an.
Mein Name ist Peter Sobotta und ich bin aktiver UFC Kämpfer und Trainer des aktuell erfolgreichsten deutschen MMA Teams „Planet Eater“. Im Alter von 17 Jahren kämpfte ich in meinen ersten professionellen MMA-Kampf. Nachdem ich von 2009 bis Ende November 2010 einen ersten Anlauf in der UFC gestartet habe, bin ich nun seit 2012 wieder bei der UFC unter Vertrag und bin aktuell die deutsche Nr.1 im Weltergewicht im MMA.
Durch meine aktive Kämpferkarriere und durch meinen Job als Trainer des MMA Teams „Planet Eater“ kenne ich beide Seiten des Zauns/Käfigs. Ich weiß sowohl wie es ist, im Octagon zu stehen und Schläge auszuteilen und zu kassieren als auch wie es ist, von draußen Anweisungen in den Cage zu rufen und den Kämpfer in den Rundenpausen zu instruieren. Ich habe Niederlagen und Siege als Kämpfer wie als Trainer erlebt. Daraus resultiert eine zweiperspektivische Sicht der Dinge, auf welcher die nachfolgenden 10 Tipps beruhen.
5 Tipps aus der Perspektive des MMA Fighters
- Glaube daran
Der erste Tipp und zugleich die wichtigste Regel ist: Du kannst alles erreichen was Du willst. Du musst nur fest daran glauben und alles dafür tun. Beschneide Dich nicht von Anfang an, sondern träume groß und arbeite hart.
Alle weiteren Regeln bauen quasi darauf auf. Wenn man nicht zu 100% hinter dem steht was man macht und bereit ist alles danach auszurichten, dann wird es nicht möglich sein Erfolg im MMA zu haben.
- Erholung
Trainiere hart aber höre auf Deinen Körper. Tägliches Training ist Pflicht für einen Profi MMA Kämpfer. Der Sport ist sehr facettenreich und man hat nie ausgelernt. Aber der Körper braucht auch seine Erholungsphasen. Höre auf Deinen Körper und wenn er sagt, dass Du eine Auszeit brauchst, dann musst Du sie Dir gönnen – ansonsten verletzt man sich oder wird krank.
- Stärken und Schwächen
Verstärke Deine Stärken und arbeite an Deinen Schwächen. Jeder Kämpfer hat seine Stärken und Schwächen. Meiner Meinung nach ist es wichtig an beidem zu arbeiten. Ich brauche meine Stärken um dem Kampf meinen Stempel aufzudrücken und deshalb muss ich viel Zeit investieren um scharf zu bleiben und meine guten Waffen noch zu verbessern. Aber gleichzeitig sollte ich auch Zeit investieren um meine Schwächen zu verbessern. So wird man zum kompletten Kämpfer.
Ich trainiere gerne Blockweise. Alle 2 Monate verschiebe ich meinen Schwerpunkt: Wettkampfvorbereitung, Kraftphase, Kondtionsphase, Explosivität und Schnellkraft.
In der Wettkampfvorbereitung trainiere ich weniger neue Techniken. Das Training hier ist intensiv und ich möchte mich in Bestform bringen. In den anderen Phasen konzentriere ich mich eben auf diesen Schwerpunkt und arbeite an meiner Technik.
- Regelmäßig kämpfen
Im Kampf lernt man immer mehr als in jedem Training. Mit jedem Kampf wird man ein besserer Kämpfer und deshalb sage ich Dir: geh so oft kämpfen wie möglich. Wir haben mittlerweile ganz gute Strukturen in unserem Land und haben die Möglichkeit fast jedes Weekend zu Grapplen oder bei Amateur Veranstaltungen mitzumachen. Sammle viele Erfahrung bevor Du ins Pro Regelwerk wechselt, denn ab hier wird es ernst. Ein schlechter Kampfrekord versperrt Dir viele Türen!
- Kopfsache
Last but not least: Trainiere Deinen Kopf. Das ist der wichtigste Muskel und Kämpfe werden im Kopf entschieden. Es gibt viele Möglichkeiten seinen Geist weiterzuentwickeln. Der 1. Schritt ist es aber das zu erkennen und anzunehmen. Die Psychologie des Menschen ist ein Dschungel. Viel zu kompliziert um es in wenige Worte zu fassen. Jeder hat etwas woran er arbeiten kann. Mach Dir Gedanken wo Deine Schwächen sind und arbeite daran.
Ein Beispiel: Bringe Dich gezielt in die Situationen die Dir nicht gefallen und arbeite Dich da wieder raus.
5 Tipps aus der Perspektive des MMA Coaches
- Potential erkennen und fördern
Zum Kämpfer muss man geboren sein, es liegt einfach nicht jedem im Blut. Längst nicht jeder der Kampfsport betreibt, macht dies weil er oder sie kämpfen möchte. Umso wichtiger ist es, rechtzeitig Talente zu erkennen und Schüler mit hohem Potential zu fördern, bevor diese im Berufsleben eingebunden sind oder zu anderen Sportarten abwandern. Als Coach kann man diese Schüler evtl. als Assistenztrainer im Gym beschäftigen, um ihnen ein Einkommen und mehr Trainingszeit zu ermöglichen.
- Selbständigkeit und Eigenverantwortung beibringen
Als Coach sollte man es versuchen seinen Kämpfern leicht zu machen, aber auch nicht zu einfach. Jeder Mensch ist für sich selbst verantwortlich. Ich unterstütze meine Kämpfer bestmöglich und denke für sie mit wenn sie unter Stress stehen, aber ich bin nicht ihr Kindermädchen. Der Kämpfer selbst steht in der Verantwortung seinen Ernährungsplan konstant umzusetzen, hohen Wert auf die Regeneration zu legen, pünktlich zum Training zu erscheinen, keine Dummheiten zu machen etc. Kurz: als Coach ist man in erster Linie Berater, umgesetzt werden müssen die Ratschläge vom Kämpfer selbst.
- Motivieren
Selbst der nach außen hin selbstbewussteste oder physisch starke Kämpfer braucht manchmal externe Motivation durch den Trainer. Ob vor oder in einem Kampf, nach einer Niederlage Kampf oder während der Rehabilitation von einer Verletzung – es wird immer Zeitpunkte geben, in denen man als Coach seinen Kämpfer motivieren muss am Ball zu bleiben, nicht aufzugeben und sich zu erinnern, wofür er das alles macht….
- Den Kämpfer zu anderen Trainern/Teams schicken
Jeder Coach bedient sich unterschiedlicher Trainingsmethoden und setzt andere Schwerpunkte. An den Stil eines Coaches und an seine Sparringspartner kann man sich als Kämpfer in gewisser Weise gewöhnen. Es ist jedoch wichtig, dass die Kämpfer mit vielen unterschiedlichen Sparringspartnern trainiert haben, um sich auf verschiedene Kampfstile, Körpertypen und Kraftniveaus einstellen zu können. Die anderen Teams haben vielleicht nicht die gleichen Trainingsmethoden und bieten neue Trainingspartner, was beides eine Variation darstellt, die eine zu große Gewöhnung an das bekannte Trainingsumfeld verhindert und wieder neue Trainingsreize setzt. Im Käfig wird man auch nicht seinem Sparringspartner begegnen, sondern meistens mit einem Gegner konfrontiert, gegen den man noch nie gekämpft hat. Deshalb ist meine Empfehlung, die Kämpfer auch zu anderen Teams zu schicken und sie dort neue Erfahrungen sammeln zu lassen.
- Immer weiter lernen
Man lernt nie aus. Lernen ist wie Schwimmen, wenn Du einfach aufhörst gehst Du irgendwann unter. Es gibt so viele gute Kämpfer und Coaches von denen man immer noch etwas Neues lernen kann. Egal ob als Kämpfer oder als Coach: ruhe Dich nicht auf Deinen Erfolgen aus – und noch wichtiger: verzweifele nicht an Niederlagen. Kein Kämpfer bleibt ewig ungeschlagen und kein Coach kann immer jeden seiner Kämpfer zum Sieg führen. Wichtig ist es, aus Niederlagen und den Fehlern, die dazu führten, zu lernen und es das nächste Mal besser zu machen.
Euer Peter Sobotta und Philip Schmieder
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