Das nächste Mal, wenn du in eine Shopping Mall gehst, solltest du dir etwas Zeit nehmen, um die verschiedenen Schuhmodelle zu betrachten, die in den Schaufenstern ausgestellt oder von anderen Besuchern getragen werden. In der heutigen Gesellschaft spielt vor allem der modische Aspekt eine Rolle. Von hochhackigen Pumps bis hin zu Flip-Flops ist alles vertreten. Wechseln wir das Umfeld einen Augenblick, und betrachten wir die Fitness- und Athletikszene. Welche Kriterien gelten dort für die Auswahl des Schuhwerks, und wie wirkt sich diese auf die Leistung aus?
Basketballer spielen in meistens in hohen Stiefeln, Footballspieler tragen meist Stiefel mit mittelhohem bis hohem Schaft oder Halbschuhe. Der menschliche Körper reagiert immer auf externen Stress – ganz gleich, ob dieser Stress gut oder schlecht für ihn ist. Wenn eine Frau jeden Tag in High Heels auf die Arbeit geht, wird ihr Fuß/Fußgelenk darauf reagieren, indem sich die Wadenmuskeln verkürzen, die Statik des Längsgewölbes nachlässt, Aufprallkräfte nicht mehr so gut absorbiert werden usw., was an verschiedenen Stellen der kinetischen Kette zu Dysfunktionen führen kann. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Gegen High Heels ist prinzipiell nichts einzuwenden, aber wer sie tragen will, muss sich die Zeit nehmen, die korrekte Fußfunktion wiederherzustellen bzw. aufrechtzuerhalten.
Im Leben geht es immer um Gleichgewicht. Nur wenn die Dinge ausgeglichen sind, können sie auch optimal funktionieren. Das ist der Schlüssel zu einem individualisierten Übungsprogramm. Das Programm sollte auf Balance oder Symmetrie abzielen. In diesem Zusammenhang sollte man nicht nur wissen, was Gleichgewicht und Symmetrie bedeutet, sondern welche funktionellen Anforderungen und Rollen eine bestimmte Körperregion erfüllt.
Der Fuß übernimmt fünf grundlegende Aufgaben:
- Einstellung/Anpassung an sich verändernde Oberflächen
- Starrer Hebel für die Abstoßphase
- Strukturelle stützende Plattform
- Dämpfung reaktiver Bodenkräfte
- Aufnahme/Umwandlung/Übertragung der Querkraft in geschlossenkettigen Aktivitäten (CKC für Closed Kinetic Chain)
Der Fuß-Fußgelenk-Komplex ist die Schnittstelle, über die die unteren Extremitäten in CKC-Aktivitäten mit dem Boden interagieren. Es gibt verschiedene Fußtypen, die die Fähigkeit von Fuß/Fußgelenk beeinflussen, diese Rollen zu erfüllen. Der Fuß kann ein hohes Gewölbe und damit eine zu kleine Auflagefläche haben (Hohlfuß), die dazu führen kann, dass man Probleme hat, sich an verschiedene Oberflächen anzupassen, reaktive Bodenkräfte zu dämpfen und in CKC-Aktivitäten mit Quer- oder Drehkräften zurechtzukommen. Andererseits kann jemand mit einem flachen Fußgewölbe (Plattfuß) bzw. einer zu großen Auflagefläche Probleme haben, sich effizient vom Boden abzustoßen, mit Quer- oder Drehkräften zurechtzukommen und den Fuß als strukturelle stützende Plattform zu nutzen. Genau in der Mitte liegt der „Neutralfuß“, der aus funktioneller Sicht optimal ist.
Das Fußgelenk ist für die Plantarflexion (Fußspitze strecken), Dorsalflexion (Fußspitze anheben, wie vom Gaspedal), Inversion (Fuß eindrehen) und Eversion (Fuß ausdrehen) verantwortlich. Fußgelenk/Fuß funktionieren als eine Einheit, die Bewegungen in allen drei Körperebenen ermöglicht und kontrolliert, weshalb sie oft als Fuß-Fußgelenk-Komplex bezeichnet wird. Wenn jemand beispielsweise Plattfüße hat und CKC-Aktivitäten ausführt, könnte ihm die Fähigkeit fehlen, den Fuß in der Abstoßphase als starren Hebel zu nutzen. Dies führt zu einer höheren Belastung der Muskeln, die für die Plantarflexion verantwortlich sind. Wenn jemand hingegen verspannte Plantarflexoren hat, kann sich mit der Zeit das Fußgewölbe senken, weil der Fuß überproniert, um die mangelnde Dorsalflexion des Fußgelenks auszugleichen. Es gibt viele Kompensationen, die im Fuß-Fußgelenk-Komplex auftreten können und den Rahmen dieses Artikels sprengen. Wichtig ist an dieser Stelle, dass die Effizienz des Fuß-Fußgelenk-Komplexes für CKC-Aktivitäten entscheidend ist, obwohl sie oft vernachlässigt wird. Kehren wir nun zu unserer Anfangsfrage zurück: Welche Kriterien gelten für die Auswahl des Schuhwerks, und wie wirkt sich diese auf die Leistung aus?
In multidirektionalen Sportarten wie Basketball und Football verwenden Athleten in der Regel Stiefel mit mittelhohem bis hohem Schaft, um das Risiko von Verstauchungen des Fußgelenks zu verringern. Freizeitläufer und Fitnessstudiobesucher tragen oft Schuhe, die ihnen optisch zusagen und/oder bequem sind. Bequemlichkeit ist zwar gut, aber nicht immer angemessen. Man sollte Schuhe wählen, die dem eigenen Fußtyp entsprechen, damit die korrekte mechanische Effizienz von Fuß/Fußgelenk gewährleistet ist. Außerdem sollte der Schuh den Belastungen der Aktivität standhalten. Ein Schuh mit mittelhohem oder hohem Schaft kann für Basketballer geeignet sein, um dem Fußgelenk Halt zu geben, aber es gibt noch andere Dinge zu bedenken. Schuhe werden auf bestimmten Leisten gefertigt. Und diese wiederum können einem Plattfuß (Überpronierer), einem Hohlfuß (Supinierer) oder einem Neutralfuß nachempfunden sein. Ein Überpronierer sollte nicht dieselben Schuhe tragen wie ein Supinierer. Die Sohle besteht aus verschiedenen Lagen und Komponenten. Supinierer benötigen aufgrund der höheren Stoßbelastung bei der Landung unter Umständen Schuhe mit besseren Dämpfungseigenschaften.
Die Materialzusammensetzung wirkt sich auf die Kraftübertragung aus, weshalb sich für Langhantelübungen wie Power Cleans, Jerks, Power Snatches usw. Gewichtheberschuhe mit einer festen Sohle besser eignen als weiche Laufschuhe. Ebenfalls beachtet werden muss, ob ein Athlet Stiefel mit mittelhohem oder hohem Schaft trägt. Absolvierst du isolierte und kontrollierte Mobilitätsübungen, die spezifisch dem Fuß-Fußgelenk-Komplex dienen? Wie gesagt: Der Körper reagiert auf externen Stress. Stiefel bieten dem Fuß-Fußgelenk-Komplex Unterstützung, die die Mobilität und die Belastung des Fußgelenks verringert. Infolgedessen kann das Fußgelenk starr oder instabil werden und/oder seine propriozeptiven Fähigkeiten einbüßen. Das ist teilweise der Grund für die Zunahme von Verstauchungen des oberen Fußgelenks (eigentlich handelt es sich dabei um peroneale Verstauchungen) und ohne Fremdeinwirkung verursachte Knieverletzungen in Sportarten wie Basketball. Die Effizienz der kinetischen Kette wurde kompromittiert, und jetzt sind bestimmte Bereiche einer erhöhten Belastung ausgesetzt. Bevor wir darauf eingehen, wie man den Fuß-Fußgelenk-Komplex gesund halten kann, sollten wir kurz die CKC-Mechanik von Fuß/Fußgelenk besprechen.
Normalerweise wird die Funktionsweise von Muskeln oft unter dem Gesichtspunkt besprochen, ob die Kraftproduktion über eine offene kinetische Kette erfolgt (der Soleus bewirkt die Plantarflexion von Fuß/Fußgelenk). Bei CKC-Aktivitäten bremsen die Muskeln normalerweise die entgegengesetzte Bewegung (Ladephase) ab statt sie zu erzeugen (Kraftproduktion).
Beim Gehen bremst der Soleus die Dorsalflexion in der zweiten Standphase ab und trägt dazu dabei, in der Abstoßphase Fuß/Fußgelenk in Plantarflexion zu bringen. Die Plantarflexoren bremsen die Dorsalflexion ab, die Dorsalflektoren bremsen die Plantarflexion ab, die Eindreher/Ausdreher bremsen die Pronation/Supination ab. Schwache Abbremser führen an anderer Stelle der kinetischen Kette oft zu dysfunktionalen Belastungen. Bei CKC-Aktivitäten wie Treppensteigen und/oder einbeinigen Squats muss der Soleus während der Dorsalflexion die Tibia kontrollieren. Besteht beim Abbremsen ein Mangel an Dorsalflexion und/oder ein Mangel an Dorsalflexion, wird das Knie überlastet. Im Squat muss das Ausmaß und die Rate der Pronation von Fuß/Fußgelenk kontrolliert werden, um eine korrekte Knieausrichtung zu gewährleisten. Sonst wird das Knie in der Rotations- oder Transversalebene übermäßig belastet. Wenn sich jemand dysfunktional bewegt, ist es sinnvoll, das dysfunktionale Segment mittels Isolationsübungen anzusprechen und im Anschluss daran eine funktionale Re-Integration vorzunehmen.
Nachfolgend einige Anregungen, wie man den Fuß-Fußgelenk-Komplex pflegen und trainieren kann.
- Mobilitätsarbeit für das Fußgelenk (Fußkreisen auf dem Balance-Kissen im Uhrzeigersinn/Gegenuhrzeigersinn)
- Dehnung des Gastrocnemius und Soleus
- Ein- oder beidbeiniges Wadenheben auf einer erhöhten Plattform
- Ein- oder beidbeinige Dorsalflexion
- Einbeinstand mit Bewegung des Spielbeins in allen drei Körperebenen
- Einbeinstand mit Bewegung des Rumpfs
Nach diesen Übungen sollte eine funktionelle Integration in Form von Squats, einbeinigen Squats und Step-ups/Lunges usw. erfolgen, um nur einige zu nennen. Hoffentlich hat dich dieser Artikel dazu veranlasst, ein wenig über dieses Thema nachzudenken. Wichtig ist:
- Schuh ist nicht gleich Schuh
- Eine korrekte Funktion von Fuß/Fußgelenk ist notwendig, weil dieser Komplex die Schnittstelle zwischen unserem Körper und dem Boden bildet, auf dem wir stehen.
Euer Mike Davis