Hallo Herr Kieß. Sie sind erfolgreicher Personal Trainer und Referent zu diesem Thema. Wichtige Punkte hierbei sind Persönlichkeit und die Frage: „Warum will ich Trainer werden?“ Was können angehende Coaches von Ihnen lernen?
Zum einen, so sehe ich auch meine Aufgabe als Referent, ist es wichtig, dass ich Begeisterung ausstrahle. Der Zuhörer merkt sehr schnell, ob ich das, was ich erzähle, auch wirklich ernst meine. Das ist ein wesentlicher Aspekt: Es ist wichtig, dass Trainer Begeisterung und Leidenschaft für Ihren Beruf spüren. Und diese in Ihrer Arbeit mit ihren Klienten auch entsprechend leben. Daher ist es wichtig für den Trainer, dies zu erkennen. Spürt er dies bei sich nicht, ist es für ihn auf jeden Fall überdenkenswert, ob er den Beruf des Personal Trainers wirklich ausüben möchte. Zum Erfolg gehört nun einmal Begeisterung. Ist diese nicht da, kann der Erfolg ausbleiben. Das wäre schade.
Rein des Geldverdienens wegen als Personal Trainer zu arbeiten, wird nicht zum Erfolg führen.
Letztendlich geht es darum, in 20 Jahren noch Spaß und Leidenschaft an dieser Tätigkeit zu haben. Meine Leidenschaft kann ich hochhalten, wenn ich meine eigenen Ressourcen schütze. Wenn ich mich persönlich gut kenne, meine Leistungsgrenzen beachte und vor allen Dingen: Wenn ich mit meinem Training meinen Klienten langfristig begeistere und ihn zu meinem Fan mache.
Das ist ein schwieriger Prozess. Wie finde ich das für mich heraus?
Der entscheidende Punkt ist folgender: Wenn ich morgens aufgestanden bin und zum meinen Klienten fahre, erlebe ich stets, dass ich mich auf das Personal Training mit diesem Menschen freue. Das liegt daran, dass ich zum einen mit sehr spannenden und interessanten Menschen zusammenarbeite, die mich mögen und die ich mag. Das ist für mich eine wichtige Qualität in der Betreuung. Ich arbeite nur mit Menschen zusammen, die ich mag und die mich mögen. Das ist der erste Punkt an dem ich merke – ist das stimmig oder ist das nicht stimmig.
Der andere Punkt ist, dass sich Trainer – fernab von den wichtigen körperlichen Parametern – weiterbilden. Zum einen in der fachlichen Genauigkeit, z. B. im Umgang mit der Kettlebell. Aber es ist genauso wichtig, dass ich mich darin weiterbilde: „Was zeichnet mich als Mensch und Persönlichkeit aus.“ Ich empfehle Trainern eine Weiterbildung im Bereich Psychologie im Personal Training zu besuchen. Vor allem lerne ich dort: Wer bin ich!
Erst wenn ich verstanden habe, wer ich bin, kann ich auch einem Klienten helfen, in einen Veränderungsprozess zu treten. Ich bedauere, dass ich mich nicht schon vor 17 Jahren damit beschäftigt habe. Das gab’s damals noch nicht, weil wir alle als Trainer noch nicht wussten, wie ganzheitlich unser Beruf aufgestellt sein kann. Jetzt weiß ich das. Ich kann jedem Trainer nur empfehlen, sich in diesen Bereichen fortzubilden. Neben all den fachlichen Dingen, besucht bitte auch Seminare im Bereich Kommunikation, Psychologie, Persönlichkeitsentwicklung. So kann zum Beispiel das Reiss Profil (16 Lebensmotive) eine wunderbare Bereicherung für mich und das Personal Training sein.
Wenn ich einem Klienten ein verändertes Verständnis von Gesundheit – und das ist mein Anspruch – mit auf den Weg geben möchte, dann reicht ein Zugang rein über die körperliche Ebene, in meinem Verständnis, nicht mehr aus. Deswegen sind für mich diese – vor allem persönlichen – Aspekte in meiner Betreuung und Klientenbindung von einer besonderen Bedeutung. Daraus ergibt sich meist auch als Folge, dass ich mit meinen Klienten oft über Jahre zusammenarbeite und nicht alle zehn Trainingseinheiten neue Klienten suchen muss.
Also ist das Mindsetting, das auch Mark Verstegen und Martin Rooney immer mehr in den Vordergrund stellen, letztendlich als wesentlicher Baustein für eine erfolgreiche Arbeit im Personal Training…
Absolut!
Gibt es weitere Aspekte für den Erfolg als Personal Trainer oder kommt der Rest von ganz alleine, wenn Motivation und Fachkompetenz stimmen?
Der Rest kommt leider nicht von alleine. Ich bin davon überzeugt, dass man sich vor allem im Bereich der unternehmerischen Aspekte Gedanken machen muss. Das beginnt bei der Honorar-Kalkulation. Hierüber denken viele Trainer leider viel zu nach.
Weiterhin muss ich mir neben der Honorar-Kalkulation Gedanken über eine Risikoabsicherung machen. Was ist, wenn ich im Winter Skifahren gehe und mir ein Bein breche. Dieser Notfall muss abgesichert sein. Genauso wichtig ist es, dass ich elementare steuerliche Aspekte beachte, dass ich mein Marketing vernünftig und zielgruppenorientiert aufbaue und dadurch eine erfolgreiche Klientenakquise betreiben kann.
Ist es sinnvoll, als Personal Trainer mit einem Klienten eine Absicherung zu haben?
Zur Selbstverständlichkeit sollt gehören, neben einer umfänglichen Anamnese zu Beginn, einen Haftungsausschluss abzuschließen. Mit diesem Haftungsausschluss bin ich grundsätzlich abgesichert. Natürlich gibt es eine Ausnahme, wenn ich grob fahrlässig handele. Ansonsten sind wir durch unsere Trainingseinheiten und unsere Professionalität stets auf der sicheren Seite.
Euer Eginhard Kieß