Im vorgetragenen Fallbeispiel zeige ich einen kleinen Ausschnitt möglicher Therapiemaßnahmen zu einer Kieferdysbalance. Insbesondere mit dem Kiefergelenk (ver-)arbeitet der Mensch sehr viel. Nicht selten gibt es klassische Beschwerden, wie beispielsweise das Zähneknirschen oder das Beißen (Bruxismus). Darüber hinaus spielt das Kiefergelenk zudem eine wesentliche und ganz sensible Rolle bei unserer Haltung, Bewegung und letztlich auch dem Gleichgewicht. Das Kiefergelenk wird auch heute noch in vielen Fällen zu selten mitbetrachtet und untersucht. Eine Frage zur Befindlichkeit des Kiefers bzw. ein Blick in den Mund des Patienten sollte mittlerweile zur gängigen therapeutischen Anamnese und Untersuchung gehören. Messbar festzustellen ist mittels drucksensitiven Einlegesohlen beispielsweise sogar eine unmittelbare signifikante Veränderung des Abrollvorganges, wenn das Kiefergelenk in der horizontalen Ausrichtung ausgehebelt wird.
Auch auf die Beckenstellung kann das Kiefergelenk unmittelbar Einfluss nehmen. Das sind nur kurze Beispiele eines weitreichenden Therapiefeldes. All diese Einflüsse und evidenzbasierten Erkenntnisse möchten wir euch unter anderem im FMT-MEDICAL vorstellen.
In diesem Video zeige ich euch ein von uns häufig verwendetes Minimalprogramm bei solchen Kiefergelenksdysbalancen. Die Kieferstellung selbst konnte durch diese kurze Intervention nicht verändert werden, wobei auch festzuhalten ist, dass die „perfekte“ Okklusion sehr selten zu finden ist. Es geht vielmehr darum den Körper zu balancieren. Der menschliche Organismus ist ein Meister der Kompensationen. Unsere Aufgabe ist es zumindest, die Kompensationen so zu leiten, dass sie harmonieren können. Langfristig kann hierbei die Zusammenarbeit mit einem Zahnmediziner sehr von Nutzen sein. Häufig macht es Sinn, dem Patienten eine individuelle Schiene anzupassen. Diese macht aber nur dann Sinn, wenn die Funktion des Gelenkes berücksichtigt wird. Eine gute und schnelle Erleichterung kann jedoch bereits der „Aqualizer“ bieten.
In Relation zum Kiefergelenk sollten daher zumindest die umliegenden einflussreichen Gewebsareale mit betrachtet werden. Dazu gehören die vorgestellten Teilbereiche des myofaszialen Systems am Occiput, am Mastoid und die Sternal-/ Subclavicularfaszie. Im engen Kreise der strukturellen Nachbarn liegt natürlich ebenfalls die Halswirbelsäule, welche stets Einfluss auf das Kiefergelenk haben kann (oder andersherum). Auch eine intraorale Behandlung ist häufig nicht zu umgehen, da bspw. der M. pterygoideus lateralis an der Translation des Unterkiefers zur Gegenseite beteiligt ist. Im dargestellten Fallbeispiel ist das auf dem Bild des Kiefergelenks deutlich zu erkennen. Letztlich sind am Kiefergelenk selbst sehr viele Muskeln und Faszienverbindungen beteiligt, die es zu berücksichtigen gilt.
Dieses vorgestellte Minimalprogramm gibt allerdings allen Therapeuten, aber insbesondere auch allen Trainern die Möglichkeit ihren Kunden eine effiziente praktische Übungsauswahl zur Unterstützung mit an die Hand zu geben.
Wir freuen uns auf euch im FMT-MEDICAL.
Euer Berengar