Sportlerfrage
Ich habe mir beim Basketball das Knie verdreht und mein Orthopäde sagt, dass ich mir einen Meniskuseinriss zugezogen habe. Mir wurde eine Operation empfohlen, aber ich würde diese eigentlich gerne vermeiden. Im Alltag habe ich kaum Schmerzen, aber an Sport – insbesondere Basketball – ist derzeit nicht zu denken. Gibt es grundsätzlich konservative Methoden, mit denen ich versuchen könnte, das Knie zu behandeln?
Meniskusriß – was tun?
Ein Meniskusriss gehört zu den häufigsten Kniegelenksverletzungen und kann dabei den Innen- oder Außenmensikus betreffen. Deshalb stellen Meniskusverletzungen mit Abstand die häufigste Indikation für eine Arthroskopie (Gelenkspiegelung) dar.
Die Menisken gleichen im Kniegelenk als mobile Gelenkflächen die physiologische Inkongruenz zwischen dem Gelenkanteil des Oberschenkels (Femur) und des Unterschenkels (Tibia) aus. Zusammen mit den von Knorpel überzogenen Gelenkflächen und der Gelenkschmiere ermöglichen die Menisken eine reibungsarme Roll-/Gleitbewegung im Kniegelenk. Ohne die Druck verteilende Wirkung der Menisken erhöhen sich die Reibungskräfte im Kniegelenk und das Arthrose Risiko erhöht sich deutlich.
Wie entsteht ein Meniskusriss und wie wird er diagnostiziert?
Viele Verletzungen des Meniskus entstehen beim Sport bei Kombinationen aus Drehungen und Beugung im Kniegelenk. Da der Meniskus aber auch typischer Weise mit zunehmendem Alter verschleißt, kann ein Riss bei vorgeschädigtem Meniskus auch einer Alltagsbewegung entstehen. Der Patient verspürt häufig einen stechenden Schmerz auf der Innen- oder Außenseite des Kniegelenks. Je nachdem wo und wie der Meniskus gerissen ist schmerzen eine komplette Streckung im Gelenk oder eine tiefe Beugung. Durch einen Reizerguss schwillt das Gelenk zusätzlich in vielen Fällen an.
Diagnostiziert werden Risse durch die körperliche Untersuchung und ein MRT des Kniegelenks. In der Bildgebung können auch verschiedene Riss Formen unterschieden und weitere Begleitverletzungen an Bandstrukturen oder dem Knorpel erkannt werden.
Link zu einem Video einer Knie-Arthroskopie.
Operieren oder nicht operieren?
Einen Meniskusriss der zufällig entdeckt wird und dem Patienten keine Beschwerden bereitet muss nicht unbedingt operiert werden. Verursacht ein Riss jedoch Schmerzen, führt zu Gelenkergüssen, liegen Begleitverletzungen vor und ist der körperliche Anspruch des Patienten hoch so sollte zeitnah operiert werden. Ein frühzeitiger Eingriff bietet dem erfahrenen Chirurgen abhängig von der Rissform und Lokalisation noch die Chance den Meniskus zu nähen oder zumindest das Fortschreiten der Läsion durch eine Teilentfernung und ein Glätten aufzuhalten.
Operative Eingriffe am Meniskus werden arthroskopisch (minimal-invasiv) durchgeführt, so dass der Patient nach der OP nur zwei ca. 0,5-1,0 cm große Narben am Knie hat. Wenn Begleiterkrankungen fehlen kann der Eingriff meistens ambulant durchgeführt werden und der Patient kann noch am gleichen Tag wieder nach Hause gehen.
Die konservative Alternativen für eine OP bei einem symptomatischem Meniskusriss sind beinahe alle auf eine Linderung der Symptome ausgerichtet, beheben aber nicht die eigentliche Ursache. Diese Vorgehensweise ist vergleichbar einer Schmerzmitteleinnahme, wenn man ein Steinchen im Schuh hat und Joggen gehen möchte. Die logische und nachhaltige Therapie besteht dann darin, das Sternchen aus dem Schuh zu nehmen bevor man weiter läuft.
Wichtig zu wissen ist in diesem Zusammenhang auch, dass das Meniskusgewebe deutlich härter ist als der Knorpel. Ein eingerissener Meniskus kann daher, wenn er unbehandelt bleibt, dauerhaft den Knorpel schädigen und damit den Gelenkverschleiß beschleunigen. Um wieder einen Vergleich zu bemühen ähnelt der Meniskusriss einem Messer mit dem man über gefrorene Butter (Knorpel) geht.
Nachbehandlung und Return-to-Play
Die Nachbehandlung ist ein wichtiger Baustein jeder operativen Therapie. Je nachdem was die Ursache einer Meniskusverletzung war macht es Sinn, die relevanten Bewegungsmuster zu überprüfen und bei Bedarf zu korrigieren. In meiner Abteilung führe ich standardmäßig einen Y-Balance Test und einen Functional Movement Screen durch um vorliegende Defizite im Bereich der Mobilität und Stabilität zu erkennen und ausgleichen zu können. Funktionell wird das Kniegelenk durch die Mobilität und Stabilität in Hüft- und im Sprunggelenk bestimmt. Insbesondere Defizite in der Dorsalextension im oberen Sprunggelenk und in der Rotation im Hüftgelenk erhöhen die Belastung im Kniegelenk enorm und tragen so zur Entstehung eines Mensiksurisses bei.
Vor einer Wiederaufnahme einer belastenden sportlichen Betätigung auf Wettkampfniveau sollten die Bewegungsmuster des Functional Movement Screens schmerzfrei durchführbar sein. Im Y-Balance Test sollte die Leistung der zuvor verletzten Seite mindestens 90 % der gesunden Gegenseite erreichen.
Wenn Ihr Fragen an Dr. Markus Klingenberg habt, postet einfach einen Kommentar und wir werden diese umgehend an ihn weiterleiten!