Sehr oft liegt es daran, dass die Muskulatur ermüdet. Außerdem können ein schlechter Ernährungszustand, falsches Training und unzureichendes Aufwärmen weitere Ursachen darstellen.
Der Muskel und sein Aufbau
Die Muskulatur besteht aus vielen einzelnen Myofibrillen. Viele Myofibrillen bilden die Muskelfaser. Jede Muskelfaser wird von einer Faszie, dem Endomysium, umschlossen. Zwischen den Muskelfasern verlaufen Blutkapillaren und Nervenfasern. Mehrere Muskelfasern bilden Muskelfaserbündel, die wiederum mit dem Perimysium umhüllt sind. Mehrere Muskelfaserbündel sind durch das Epimysium ummantelt und bilden den ganzen Muskel. Diese Faszien sind für den Körper eines der größten Sinnesorgane, da sie nozizeptive und propriozeptive Aufgaben erfüllen . Dadurch sind sie auch für die perfekte Funktion des Muskels sowie die inter-und intramuskuläre Koordination sehr wichtig. Verletzungen der Muskulatur kommen bei fast allen Sportarten vor, besonders häufig bei Ballsportarten. Hauptsächlich betroffen sind dabei vor allem die zweigelenkigen Muskeln.
Der Muskelfaserriss
Tritt ein Muskelfaserriss auf, kommt es zu einem plötzlichen, stechenden Schmerz. Der Muskel verliert seine intakte Struktur. Die faszialen Anteile des Muskels verändern sich und es kommt zu Einrissen je nach Schwere der Verletzung. Die weitere Belastung der betroffenen Muskulatur ist für den Sportler sehr schmerzhaft, verbunden mit einem Kraftverlust.
Immer mehr in den Vordergrund einer muskulären Verletzung kommt die Bedeutung der Faszien. Diese Tatsache deckt sich mit der Feststellung, dass v.a. die zweigelenkigen Muskeln mit Flexionsfunktion betroffen sind. Je mehr das Gelenk gebeugt wird, desto mehr werden die Faszien beansprucht und desto weniger das reine Muskelgewebe. Die ersten 20 Grad der Beugung machen fast nur die rein muskulären Anteile, danach werden immer mehr die faszialen Anteile aktiv. Die Faszien geben den Muskeln Halt, sorgen für eine gute Beweglichkeit der Muskeln untereinander und sind stark verantwortlich für die Kraftübertragung.
Bei einem sog. Muskelfaserriss ist demnach nicht nur das Muskelgewebe betroffen, sondern vielmehr auch das fasziale Gewebe.
Sofortreaktion und Physiotherapie bei einem Muskelfaserriss
Wichtig nach einem Muskelfaserriss ist, sofort Kompression auf den betroffenen Muskel zu bringen, damit man die Einblutung so gering wie möglich hält. Im Anschluss sollte sofort mit gezielter Physiotherapie begonnen werden. Durch manuelle Lymphdrainage kann noch vorhandenes Blut abtransportiert werden. Dann sollte der Muskel sanft und gezielt funktionell bewegt werden, damit die nachwachsenden Muskelzellen lernen, was sie für Aufgaben erfüllen müssen. Stellt man einen verletzten Muskel zu lange ruhig, was auch noch oft geschieht, bildet sich nichtkontraktiles Bindegewebe in die verletzte „Muskellücke“. Ein großes Augenmerk muss auf die Behandlung der verletzten Faszienstruktur des Muskels gelegt werden. Hier empfiehlt es sich nach dem Faszien Distorsionsmodell von Stephen Typaldos vorzugehen.
Beachtung der Faszien beim Rehatraining
Wurde der Muskel dann gut behandelt, alle Einblutungen abdrainiert, der Muskel früh-funktionell bewegt, die Faszien gezielt wieder ihrer Funktion zugeführt, gilt es den Muskel entsprechend wieder zu belasten, zu trainieren. Wie oben erwähnt gelten die Faszien als große Sinnesorgane, deshalb ist es von enormer Bedeutung dies in dem Training des betroffenen Gebietes zu beachten. Durch die vielen Propriozeptoren des Fasernetzes sind diese elementar wichtig für die Wahrnehmung des Körpers, und somit natürlich für die Haltung und Ausführung von Bewegungen.
Erst wenn die verletzte Struktur allen sportartspezifischen Belastungen wieder gewachsen ist, sollte mit dem Einstieg in das Training begonnen werden.
Euer Jochen Gehring
Sehr interessanter und informativer Beitrag, vielen Dank!!!