Während bei letzteren ärztliche Hilfe notwendig ist, kann funktionellen Fehlbelastungen selbst gut vorgebeugt werden. In diesem Fall ist das schmerzendes Knie das „Opfer“ von Dysfunktionen, die sich über ein passendes „Athletiktraining“ beheben lassen.
Ein Schmerz mit vielen Ursachen
Das Knie gehört im Sport zu den am häufigsten verletzten Strukturen. Neben meist unfallbedingten, strukturellen Verletzungen, wie Bänderrisse, Knorpel- und Meniskusverletzungen oder auch Frakturen mit Gelenkbeteiligung, kommt es bei Läufern in erster Linie zu Überlastungsreaktionen, bedingt durch eine chronische funktionelle Fehlbelastung. Hierzu zählen Reizzustände von Sehnen, Bändern und des sogenannten Tractus iliotibialis, einer breit ausgedehnten sehnenartigen Hülle, die an der Oberschenkelaußenseite die Muskulatur stützt und vom Beckenkamm bis zum Schienbeinkopf zieht. Oft treten bei Läufern auch Schmerzen im Bereich der Kniescheibe auf. Man spricht hierbei von einem sogenannten vorderen Knieschmerz. Neben den bereits erwähnten Sehnenüberlastungen (in diesem Fall die an der Kniescheibe ansetzende Quadriceps- und Patellasehne), können Fehlstellungen und Instabilität der Patella im Gelenk Entzündungen und Schmerzen verursachen.
Eine weitere Möglichkeit stellt das Plicasyndrom dar, bei dem es sich um die Einklemmung einer Schleimhautfalte im Kniegelenk handelt. Nicht immer lassen sich Überlastungsreaktionen durch bildgebende Verfahren, wie Röntgen, Sonographie oder Magnetresonanztomographie (MRT) darstellen.
Schmerzen beim Laufen entstehen jedoch nicht nur durch Überlastungen. Auch funktionelle Defizite in der Aktivierung der Gesäßmuskulatur können eine mögliche Ursache sein. Der kleine und der mittlere Gesäßmuskel haben einen großen Einfluss auf den Verlauf Ihrer Beinachse. Eine funktionelle Einschränkung in der Aktivierung der Beinachsenstabilisierenden Muskulatur können Scherkräfte auftreten, die zu hohen Belastungen im Knie führen. Diese Fehlbelastungen zu vermeiden bzw. reduzieren muss das Ziel eines passenden Athletiktrainings sein.
Grundsätzlich kann es auch über das Fußgewölbe durch schlecht stützende Schuhe oder Fußfehlstellungen (Knick-, Senk-, Spreizfuß) zu einer Fehlbelastung kommen. Bei Läufern ist deshalb die Ausrüstung mit passendem Schuhmaterial sehr wichtig.
Regeln bei Überlastungsschäden für Läufer
- Lasst bei einem Spezialisten für funktionelles Training einen Functional Movement Screen (FMS) durchführen und arbeitet an Defiziten
- Eine Laufanalyse in Kombination mit einem FMS wäre optimal
- Vermindert das Laufpensum und trainiert alternativ auf dem Fahrrad
- Lasst die Laufschuhe überprüfen
- Testet, ob der Untergrund Auslöser des Problems sein kann
- Nehmt evtl. entzündungshemmende Medikamente, sprecht mit dem Arzt n Physiotherapie (Eis-, Elektrotherapie), Querfriktionsmassagen bei intensiveren Problemen
Symptome, Erkrankungen und Ihre Ursachen
Ein wichtiger Baustein bei der Prävention von Überlastungen oder Verletzungen ist das Erkennen möglicher Ursachen, denn nur so kann eine Therapie überhaupt erfolgreich abgeschlossen werden! Werden auslösende Faktoren übersehen, treten Entzündungen nach Behandlungsende recht schnell wieder auf. Überlastungsprobleme am Knie betreffen in erster Linie Sehnen, Bänder, den Knorpel der Kniescheibe (Kniescheibenanomalien, Dysplasie des Patellagleitlagers, muskuläres Ungleichgewicht) und den Tractus iliotibialis. Besonders ausgeprägt sind die Beschwerden am knöchernen Ansatz der o.g. Strukturen. Hier können die Beschwerden zudem durch eine Entzündung eines angrenzenden Schleimbeutels verstärkt werden. Oftmals sind bestimmte Muster als Auslöser von Entzündungen und Überlastungen erkennbar. Diese gilt es zu finden und zu beseitigen.
Am bekanntesten ist das Läuferknie
Das wohl für den Laufsport typischste Krankheitsbild ist das sogenannte Tractus iliotibialis-Syndrom, auch als „Läuferknie“ bezeichnet. Die Schmerzen treten auf, wenn der Tractus iliotibialis an der Gelenksvorwölbung des Oberschenkels (Epicondylus) – ähnlich einem Seil an einer Felskante – reibt. Vor allem bei Langstreckenläufern kann diese Reibung zu Überlastungen und Reizzuständen der Knochenhaut und des darunter liegenden Schleimbeutels führen. Das Schmerzsyndrom selbst ist vielen Langstreckenläufern und Radfahrern bekannt. Wenn eine Sportlerin oder ein Sportler an einem Läuferknie leidet, sind die Ursachen meistens in funktionellen Problemen, wie der Beinachsenstabilität, zu finden. Begünstigt wird sie durch varische Beinachsen (O-Beine). Des Weiteren kann eine Schwäche der Beckenstabilisatoren die Beschwerden fördern. Dabei sinkt die nicht belastete Hüfte ab und es entsteht ein übermäßiger Zug am Tractus. Eine vermehrtes Einwärtsknicken des Fußes beim Laufen, unterschiedliche Beinlängen (auch durch einen Beckenschiefstand möglich) und eine verkürzte unflexible Muskulatur, insbesondere an der Außenseite des Oberschenkels, sind weitere anatomische Faktoren, die ein Läuferknie begünstigen können. Zu häufige Trainingseinheiten auf nach außen abschüssigen Straßen, ein zu schneller Trainingsaufbau und zu viele schnelle Trainingseinheiten, sind dagegen methodische Ursachen eines Läuferknies. Auch Entzündungen der kniegelenknahen Sehnenansätze in den Knien sind bei Läufern häufig zu finden und können schon allein durch häufiges Bergablaufen entstehen. Hierbei sind in erster Linie die Sehnenansätze im vorderen Kniebereich betroffen. Auch der direkt zu einem Sehnenansatz gehörende Schleimbeutel kann hierbei entzündet sein, was die Schmerzen weiter verstärken kann. Diese Schleimbeutel sind kleine mit Flüssigkeit gefüllte Hohlräume, deren Aufgabe darin besteht, den bei Belastung entstehenden Druck zu kompensieren. Bei Läufern sind vor allem die beiden Schleimbeutel an der Innenseite des Knies, sowie unterhalb des Tractus iliotibialis betroffen. Neben dem genannten Bergablaufen ist auch ein zu intensives Ausdauertraining ein möglicher Auslöser. Wenn Umfang oder Intensität des Trainings abrupt erhöht wird, sind entzündliche Veränderungen vorprogrammiert. Einsteiger sollten das Trainingspensum daher eher langsam steigern. Für einen Untrainierten ist daher das Ziel, innerhalb eines Jahres einen Marathon zu laufen, nicht immer zu empfehlen.
Aber auch Schmerzen in der Kniekehle können durch eine Überlastung eines Sehnenansatzes bedingt sein. Manchmal projezieren sich diese Schmerzen auch auf die Kniegelenkaußenseite und nehmen bei zunehmender Beugung zu. Auszuschließen ist bei dieser Form der Beschwerden jedoch auch eine Außenmeniskusverletzung. Neben dem o.g. Tractus iliotibialis-Syndrom ist in diesem Fall zudem eine Außenbandreizung möglich.
Sind die Schmerzen auf den inneren Gelenkspalt beschränkt, kann neben einer Innenbandüberlastung und einer Sehnenansatzreizung auch ein Innenmeniskusschaden vorliegen. Dies sollte bei anhaltenden Beschwerden immer ausgeschlossen werden.
Das PECH-Schema
Bei Beschwerden, die mit einer Überwärmung und Schwellung einher gehen, empfiehlt sich ein Vorgehen nach dem sogenannten PECH Schema, das v. a. auch bei frischen Verletzungen angewendet wird:
P ause
E is
C ompression
H ochlegen
Generell sollte bei der Ursachenforschung auch immer die Wirbelsäule in die Überlegungen mit einbezogen werden. Blockierungen der kleinen Wirbelgelenke oder auch der Sakroiliakalgelenke (Übergang der Wirbelsäule zum Becken) können beispiels- weise mit einem Beckenschiefstand und somit einer funktionellen Beinlängendifferenz einhergehen. Alleine hierdurch kann es zu einer Überlastung kommen.
Bei schwierigen Verläufen mit anhaltenden oder auch zunehmenden Beschwerden ist es ratsam, ärztlichen Rat zu suchen. Neben einer medizinischen Abklärung, z. B. Ausschluss einer strukturellen Verletzung, kann hierbei auch eine gezielte Therapie in die Wege geleitet werden (z.B. Physiotherapie, Einlagenversorgung, Medikamente).
Athletiktraining kann Knieschmerzen beseitigen
Überlastungsschäden werden nicht allein von zu großen Trainingsumfängen verursacht, sondern hängen in vielen Fällen mit einem Kraftdefizit der kniegelenksstabilisierenden Muskulatur zusammen. Durch das Auftrainieren der entsprechenden Muskulatur kann also das Auftreten solcher Probleme gezielt vermeiden werden. Gerade beim Beinachsentraining darf sich das Training nicht auf die Oberschenkelmuskulatur beschränken! Häufig vernachlässigt wird die tiefliegende Gesäßmuskulatur (M. glutaeus minimus und M. glutaeus medius). Diese stabilisieren das Becken beim Gehen und Arbeiten als Abduktoren dem möglichen Einknicken der Knie beim Aufsetzen des Fußes entgegen. Ihr Trainingszustand wirkt sich so direkt auch auf die Stabilität der Knie aus.
Wenn die Fußstellung der Auslöser der Beschwerden ist, kann ein erfahrener Orthopädietechniker über eine Einlagenversorgung bzw. der Empfehlung von passen- dem Schuhmaterial zur Lösung beitragen. Je nach Fuß- und Belastungsform können Sohlen mit Unterstützung der Pronation oder der Supination (Einwärts- bzw. Außwärtsknicken des Fußes) helfen, Knieprobleme zu vermeiden. Voraussetzung hierfür ist eine fachmännische Beratung. Neben dem passenden Schuhmaterial kann darüber hinaus mit Hilfe einer medizinischen Gangbildanalyse eine individuelle Einlagenversorgung vorgenommen werden, um die Gang- und Bewegungsabläufe weiter zu optimieren. Oftmals kann aber auch über eine Kräftigung der Oberschenkelmuskulatur und Muskeln, die das Fußgelenk stabilisieren, ein vergleichbarer Erfolg erzielt werden. Ergänzend sollten Läufer grundlegend ein Beinachsentraining in den Trainingsplan integrieren, um das Einknicken bzw. einwärts Rotieren der Knie zu vermeiden. Mit sehr geringem Aufwand und auch bei kleinem Zeitbudget lassen sich so Überlastungsprobleme reduzieren. Auch lassen sich hiermit negative Folgen wie Beschädigungen des Gelenkknorpels vermeiden. Dies trifft in besonderem Maße auch für Schmerzen hinter der Kniescheibe zu, die meistens durch eine mangelnde Zentrierung der Patella bedingt sind. Über ein gezieltes Muskelaufbautraining lassen sich auch diese Beschwerden positiv beeinflussen.
Das wirkungsvolle Vermeiden von Überlastungsschäden kann nur dann erfolgreich funktionieren, wenn einerseits die Ursachen der verschiedenen Schadensbilder bekannt sind und wenn gleichzeitig Ihre Bewegungsabläufe im Funktionszusammenhang optimiert werden. Langfristige Freude am Laufen setzt also auch Training Abseits des Laufens voraus.
Euer Dennis Sandig
Hi Dennis,
als Erstes geht der M.trac.ilio.tip. ans Wadenbein
(Fibulaköpfchen) und hat damit eine direkte Verbindung zum oberen Sprunggeleng. Als zweites ist der Beckenschiefstand zu 90% das Hauptproblem für Schwerzen im Knie und Hüfte. Zum dritten können Fehlstellungen der Fußwurzelknochen schmerzen im Knie auslösen. Viertens sind dysbalangsen der Beinmuskulatur eine Ursache.
Und fünftens sind die Läufer meistens schlecht Gedehnt, daß geht von den Füßen,Waden,OS,Po,LWS,WS bis zum Schultergürtel. Und der Rest resultiert von den 5 Ursachen.
Lg Ingo