Das obere Sprunggelenk setzt sich zusammen aus dem Schienbein (lat. Tibia) auf der Innenseite und dem Wadenbein (lat. Fibula) auf der Außenseite. Diese beiden bilden eine Gabel die das Sprungbein (lat. Talus) umfasst und so die Bewegungen des Sprunggelenks führt. Genau wie die Fahrradgabel mittig eine feste Verbindung benötigt, ist auch beim Sprunggelenk eine feste Verbindung von Schien- und Wadenbein unbedingt notwendig. Im Körper übernimmt diese Aufgabe die Syndesmose. Sie teilt sich noch einmal auf in einen vorderen und einen hinteren Anteil. Aus dem griechischen kommend bedeutet „syn“ zusammen und „desmos“ Band – zusammengesetzt also „bandartige Verbindung“. Solche bindegewebigen Verbindungen zwischen zwei Knochen werden auch als „unechte Gelenke“ bezeichnet.
Ein isolierter Riss der Syndesmose kommt nur sehr selten vor. In den wenigen beschriebenen Fällen liegt häufig eine chronische Instabilität des Bandapparates am oberen Sprunggelenk vor. Meistens tritt ein Riss der Syndesmose in Kombination mit einer Bandverletzung am oberen Sprunggelenk auf, zum Beispiel wenn der Sportler umknickt. Bei Brüchen des Sprunggelenks ist die Syndesmose ebenfalls in vielen Fällen mitbetroffen. Während eine Bandverletzung am Sprunggelenk häufig konservativ behandelt werden kann, insbesondere wenn nur ein einzelnes Band gerissen ist, stellt eine Verletzung der Syndesmose eine OP-Indikation dar.
Die richtige Diagnose wird üblicherweise mit einem MRT gestellt. Im Röntgenbild fällt aber unter Umständen auch schon ein vergrößerter Abstand zwischen Schienbein und Wadenbein auf. Bei der körperlichen Untersuchung ist ein Druckschmerz auf der Vorderseite des Unterschenkels unmittelbar über der Syndesmose auslösbar. Auch ist eine kräftige seitliche Kompression von Schien-Wadenbein schmerzhaft, da diese Bewegung die Spruggelenkgabel aufhebelt. Eine optimale Diagnostik bietet die Kombination aus gründlicher Anamnese (Krankengeschichte), körperlicher Untersuchung und qualitativ hochwertiger Bildgebung mit einem Röntgenbild im Stand und einem MRT.
Die Standardversorgung besteht in der operativen Stabilisierung mit einer Stellschraube, die nach durchschnittlich sechs Wochen wieder entfernt wird. In dieser Zeit muss der Patient den Fuß mit Unterarmgehstützen entlasten. Eine weiter entwickelte OP-Technik setzt statt der Schraube, die einerseits brechen kann und andererseits auch wieder entfernt werden muss, ein „Tight Rope“ ein. Dabei handelt es sich um zwei mit einem speziellen Faden verbundene Metallplättchen die mit einem Seilzugmechanismus das Schien- und Wadenbein stabil verbinden. Wesentlicher Vorteile dieser Methode sind eine hohe Stabilität die eine frühe funktionelle Nachbehandlung ermöglicht und die fehlende Notwendigkeit eines zweiten Eingriffs. Die Plättchen und je Fäden verbleiben im Körper. In ähnlicher Form wird dieses Material auch bei der Stabilisierung an der Schulter bei Verletzungen des Schultereckgelenks eingesetzt.
In der physiotherapeutischen Nachbehandlung ähnelt die kombinierte Stabilisierung der Außen-/Innenbänder mit einer zusätzlichen Tight Rope Versorgung der Syndesmose, der regulären Therapie. Eine sechs Wochen dauernde Teilbelastung an zwei Unterarmgehstützen muss eingehalten werden. Schon während dieser Zeit kann zum Beispiel mit Mini-Bändern gearbeitet werden und die Hüftmuskulatur beider Seiten gezielt gekräftigt werden. Auch ist eine Therapie des Beins mit der Faszienrolle möglich und sinnvoll. Präventiv sind die gleichen Übungen relevant wie zur Vermeidung von Bandverletzungen am Sprunggelenk im Allgemeinen.
Die Return-To-Play Freigabe setzt wie üblich eine mindestens 90% Leistungsfähigkeit des verletzten Beins verglichen mit der gesunden Gegenseite voraus. Im Y-Balance Test und im Functional Movement Screen sollte möglichst eine Symmetrie der Körperhälften und durchschnittlich eine 2 in der Wertung erreicht werden.
Euer Markus Klingenberg