Der Bewertungsbogen des FMS ist relativ einfach und übersichtlich. Er sollte aber nur als grobe Vorlage dienen, die man nach eigenen Bedürfnissen konkretisieren kann. Beim Erfassen der Punkte kommt es vor allem darauf an, die Punktekriterien stets konsequent einzuhalten.
In den letzten Jahren gab es viele verschiedene, durchaus sinnvolle Versionen dieses Dokuments: Manche haben verbale Anweisungen, andere konkrete Punktekriterien oder auch zusätzliche Details. Man kann den Bewertungsbogen den eigenen Bedürfnissen anpassen, solange man in der Verfolgung der Punktekriterien stets konsequent bleibt. Die Bewertungskriterien sollte man immer einhalten.
Der FMS soll ein einfaches Messinstrument sein
Bei der Entwicklung des Bewertungsbogens kommt es vor allem darauf an, eine Vorlage zu erstellen, die eine schnelle und einfache Dokumentation ermöglicht. Der FMS soll ein einfaches Messinstrument sein, dessen Einzelergebnisse nicht überinterpretierbar sein sollten. Deshalb muss auch die Dokumentation mit wenigen Zahlen und Worten möglich sein. Natürlich kann man nach eigenem Gusto kleine Notizen machen und Beobachtungen festhalten, aber man sollte sich kurz halten. Die Erfahrung zeigt: Wenn man sich später das Gesamtergebnis anschaut, dann sind die kurzen Anmerkungen viel aussagekräftiger, als man denkt.
Auf dem Bewertungsbogen werden drei verschiedene Werte notiert: der Einzelscore, der jeweilige Endwert des entsprechenden Tests und der Gesamtscore. Jeder dieser Werte ist sehr wichtig für die Bestimmung der Strategie, wie man die funktionellen Schwächen des Sportlers behebt. Was man genau aus den ermittelten Werten macht, hängt davon ab, in welchem Umfeld man arbeitet: Ein Trainer, der mit einem einzelnen Profisportler zusammenarbeitet, hat natürlich andere Möglichkeiten, als jemand, der Gruppen trainiert. Grundsätzlich gilt: Wer mit einem Sportler arbeitet, kann eher auf eine im Einzelscore erkennbare Dysbalance eingehen und somit diesen Wert als Grundlage für seine Trainingsstrategie nehmen; wer Gruppen trainiert, der sollte vorzugsweise den Endwert bei seiner Planung zugrunde legen, da hier weniger Individualität gegeben ist. Den Gesamtscore kann man einsetzen, wenn man Trainingsgruppen oder einzelne Sportler miteinander vergleichen will oder wenn man die Testergebnisse und Fortschritte den Sportlern verdeutlichen möchte.
In gängiger Literatur werden zur Bestimmung von Leistungsfähigkeit, von allgemeinen Trends verschiedener Gruppen und auch von Verletzungsrisiken oft nur der Endwert und der Gesamtscore zugrunde gelegt. Doch auch den Einzelscore sollte man nicht unterschätzen. Er gibt nämlich den aussagekräftigsten Aufschluss darüber, wie ein Athlet abgeschnitten hat. Sobald man erst einmal viel Erfahrung im Einsatz des FMS hat, kann man alle drei Werte zum Vorteil nutzen.
Die Werte: Der Einzelscore stellt die Ergebnisse der rechten und der linken Körperseite von allen fünf Tests einzeln dar und ermöglicht, beide Seiten miteinander zu vergleichen. Der niedrigere der beiden Einzelscores wird als Endwert festgehalten. In den beiden Tests, bei denen es keine rechte und linke Seite gibt, wird nur ein Wert genommen. Der Gesamtwert schließlich entspricht der Summe aller Endwerte.
Der Clearingtest
Grundsätzlich ist dieses Format sehr einfach zu verfolgen. Problematisch wird es allerdings, wenn ein Sportler bei der Ausführung einer Übung Schmerzen verspürt und man dann sogenannte Clearingtest in das Bewertungssystem einbinden muss.
Aus den Bewertungskriterien ist klar zu entnehmen, dass man eine 0 im Bewertungsbogen eintragen muss, wenn der Sportler bei der Bewegungsausführung Schmerzen hat. Was genau ein Schmerz ist, ist schwer zu sagen. An dieser Stelle ist es wichtig, wie man die 0 dokumentieren soll. Je nachdem, wie die Zusammenarbeit mit Sportlern aussieht, hat man hier zwei Möglichkeiten:
- Die erste und in vielen Fällen angemessene Möglichkeit ist, eine 0 im Eingangs- und im Endwert zu notieren und den Sportler diesbezüglich zur weiteren Abklärung an einen Sportarzt oder Physiotherapeuten zu verweisen.
- Die zweite Möglichkeit gibt dem Trainer und dem behandelnden Therapeuten bei der späteren Testauswertung genauere Informationen: man macht den Test bis zum Ende und notiert nur im Gesamtwert eine 0 für die entsprechende Bewegung, bei welcher der Athlet Schmerzen hatte. Hierzu ein Beispiel: Ein Sportler könnte bei der tiefen Kniebeuge eine 3 bekommen, hat aber Schmerzen in der Bewegungsausführung. In diesem Falle gibt man im Einzelscore dennoch eine 3 und notiert nur im Endscore eine 0. Wenn man diese Möglichkeit wählt, kann man aus dem gesamten Test mehr Informationen ziehen, als wenn der Test abgebrochen worden wäre.
Wenn eine 0 eine 0 ist
Es gibt drei verschiedene Prüfungen, bei denen man sogenannte Clearingtests einsetzt. Bei diesen wird keine Bewertung vorgenommen, sondern nur ein „positiv“ beziehungsweise „negativ“ notiert – je nachdem, ob in der Bewegung Schmerzen auftreten oder nicht. Man beeinflusst zwar den Endscore, nicht aber den Einzelscore. Wenn Schmerzen aufgetreten sind, dann ist der Endscore 0.
Trainer fragen häufig, warum sie überhaupt einen Einzelscore notieren, wenn am Ende sowieso eine 0 dasteht. Die Antwort ist einfach: Man will vor der Endauswertung so viele Informationen wie möglich über den Sportler sammeln. Auch hierzu ein Beispiel: Zwei Sportler beim Schultermobilitätstest. Der erste Sportler bekommt auf der linken und der rechten Seite eine 3. Der zweite Sportler bekommt rechts eine 2 und links eine 1. Im Clearingtest haben aber beide wegen aufgetretener Schmerzen ein „positiv“. Demnach ist der Endscore beider Sportler 0, obwohl die Bewegungsabläufe bei beiden Sportlern unterschiedlich sind und demnach auch die Ursache der Schmerzen nicht die gleiche ist. Der notierte Einzelscore ermöglicht nun, spezifischere Schlüsse aus den Ergebnissen zu ziehen.
Euer Lee Burton
Hallo,
sehr gutes Thema. Ich würde mich sehr freuen wenn ihr in Zukunft etwas mehr über FMS berichtet :-).
Mit sportlichen Grüße
Nidal Sinnuqrut