Übungen mit Kettlebells und der Langhanteln findet man dazu ebenso beschrieben, wie Turnübungen oder Gymnastik und Trainingsinhalte aus der Leichtathletik. Auch heute noch spielt die „Athletik“ eine große Rolle in den Trainingsplänen von Sportverbänden. So hat der Deutsche Olympische Sportbund in der „Trainerakademie“ eine Ausbildung zum Athletiktrainer implementiert. Auch im Deutschen Fußballbund wird der Athletik eine immer größere Bedeutung beigemessen.
Eure Muskeln und deren Funktion sind die Grundvoraussetzung für sportliche Bewegungen. Einschränkungen in der Funktionalität der neuromuskulären Aktivierung und des damit verbundenen Zusammenspiels von Muskeln beim Entstehen von Bewegungen ist ein zentrales Element der sportlichen Leistungsfähigkeit. Wenn ihr euch mit dem Thema „Athletik“ auseinandersetzen möchtet, müsst ihr also zunächst auch anatomische und physiologische Grundkenntnisse besitzen.
Inhalte eines Athletiktrainings
Schaut man nach Inhalten eines Athletiktrainings stößt man auf viele verschiedene Meinungen und sehr unterschiedliche Inhalte. Sowohl die Übungsauswahl als auch Trainingsmethoden stehen dabei oft im Vordergrund. Es werden Übungen mit dem eigenen Körpergewicht empfohlen oder Trainingsinhalte mit „Zubehör“ wie beispielsweise Vibrationstraining, Schlingentrainern oder Sandbag vorgeschlagen. Zur Durchführung sind Empfehlungen von Zirkeltraining bis zum Outdoor-Kursprogramm zu finden. Dabei stolpert man immer wieder über Beschreibungen, die suggerieren, es wäre möglich gleichzeitig Kraft, Ausdauer, Koordination und Schnelligkeit zu trainieren. Geht das wirklich so einfach?
Ein Sprint, eine Übung mit Widerstand und etwas Balance und schon passt sich der Körper einfach so in allen angestrebten Eigenschaften an? Nun da ist wohl bei den meisten Zirkeltrainingskonzepten eher „Wunsch Vater des Gedanken“. Wenn es darum geht die Inhalte eines Athletiktrainings zu bestimmen muss der Trainer immer auch verstehen, worum es bei einer Übung physiologisch geht. So besteht beispielsweise die Bewegungsschnelligkeit aus vielen verschiedenen Einflussgrößen, die oftmals unabhängig voneinander trainiert werden müssen. Verlässt man sich allein auf das „Gefühl“, dass eine Trainingsübung hinterlässt, sind optimale Trainingsanpassungen vielleicht nicht mehr möglich. Wenn sich beispielsweise der Sprint mit einem Zugwiderstand anfühlt, als würden Kraft und Schnelligkeit gleichzeitig trainieren lassen, müssen wir feststellen, dass dies physiologisch nicht gleichsetzen lässt. Letztendlich müssen Einflussgrößen identifiziert werden, um das Training inhaltlich optimal gestalten zu können. Die Einflussgrößen müssen dimensionsanalytisch eingegrenzt werden, um effektive Trainingsreize setzen zu können.
Wie die Athletik zur stumpfen „Waffe“ wird
Immer wieder ist in Beiträgen zum Athletiktraining von einer Geheimwaffe zu lesen. Dem Freizeitsportler soll so gezeigt werden, wie wichtig das Athletiktraining doch ist. Grundlegend ist die Athletik von großer Bedeutung – eine Geheimwaffe ist sie jedoch schon lange nicht mehr. Der Erfolg oder Misserfolg der Athletik ist eben davon abhängig, ob ein Trainer die passende Übungsauswahl für einen Sportler zusammenstellen kann. Genau an dieser Schnittstelle ist das Hauptproblem zu finden: wovon ist die Übungsauswahl abhängig und wie kann ich einen Sportler in seiner Leistungsentwicklung unterstützen? Um einen Sportler in seiner Leistungsentwicklung zu unterstützen müssen die Inhalte grundlegend auf die Zielbelastungen übertragbar sein und hier auch wirken. In vielen Sportarten wird Athletiktraining empfohlen. Wenn jedoch allgemein für Triathleten, Läufer oder Radsportler „der effektivste“ Zirkel oder „die besten Übungen für Ihr Training“ vorgestellt werden, sollten ihr skeptisch bleiben. So kann eine Übung für einen Sportler sehr effektiv sein, während sie für einen anderen Sportler am eigentlichen Problem „vorbei schießt“.
Physiologie verstehen – kreativ planen
Hat man verstanden, wie die grundlegende Philosophie eines Athletiktrainings aufgebaut sein muss, sind der eigenen Kreativität kaum Grenzen gesetzt. Letztendlich lassen sich den verschiedenen Zielgrößen ganz viele verschiedene Übungen zuordnen. Dabei sind klassische Trainingsutensilien ebenso passend, wie neue, moderne Tools. Der Komplex Kraft kann einfach mit klassischen Übungen und Gewichten trainiert werden. Je nach Zielstellung kann das Athletiktraining dabei aus Grundübungen oder spezielleren Übungen bestehen. Gerade wenn es um das Entwickeln und Übersetzen von Kraft und Schnelligkeit geht, sind beispielsweise dynamische Übungen aus dem „Komplex“ Gewichtheben ein sehr spannendes Trainingselement. Krafttrainingsreize müssen dabei von „Training mit erhöhten Widerständen“ abgegrenzt werden. Diese Unterteilung ist letztendlich eine Grundvoraussetzung um negative Effekte aus der Interaktion verschiedener Einflussgrößen zu minimieren.
Mobilität und Koordination: Bewegungen optimieren
Ein zentrales Ziel im Athletiktraining muss das Reduzieren des Verletzungsrisikos sein. Dazu bedarf es einer sportartspezifischen Betrachtung der möglichen Verletzungsmuster und damit verbundener Risiken. Zudem müssen individuelle Dysfunktionen und Probleme in den Bewegungsmuster erkannt und korrigiert werden. Dabei müssen immer auch die sportartspezifischen Probleme berücksichtigt werden. Die Schultermobilität ist beispielsweise bei Ballspielen, wie Handball oder Basketball, von weitaus größerer Bedeutung als beim Fußball. Wer also alle Sportarten über einen „Kamm“ schert, läuft Gefahr sich zu verlaufen und möglicherweise am Ziel vorbeizurennen. Abgesehen davon müssen jedoch grundlegende Bewegungen optimal funktionieren.
Grundlagen bilden
Die richtige Technik ist eine der Grundvoraussetzung für optimale Leistungen im Training. So ist beim Laufen die Streckung in der Hüfte und im Knie für das optimale Übertragen der Kräfte notwendig. Das Strecken der Hüfte wird jedoch durch das Strecken des Knies bestimmt. Wenn nun eine eingeschränkte Mobilität die optimalen Bewegungsabläufe verhindert, kann das Gesamtsystem nicht mehr perfekt aufeinander abgestimmt funktionieren. Mobilität ist also schon einmal ein wichtiger Baustein der athletischen Ausbildung eines Athleten, unabhängig von der betriebenen Sportart. Leistungsdiagnostische Verfahren hinsichtlich Sprint, Sprung, Kraft und Ausdauer sind wichtige Werkzeuge, die helfen können Defizite eines Sportlers auf der Ebene der motorischen Hauptbeanspruchungsformen zu erkennen und zu beheben. Das Archivieren und Auswerten der Ergebnisse ist dabei eine wichtige Hilfestellung. Allerdings darf das Testen auch nicht zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Tests können helfen, das Training individuell zu optimieren, dürfen aber nicht das Ziel des Trainings sein. Es geht nicht darum in einem Test besser zu werden, sondern in einer Zielbewegung, einer Zielsportart oder einem Teilbereich körperlicher Defizite.
Die Sportart im Blick behalten!
Wenn Defizite auf der Ebene der Athleten behoben sind, muss das Ziel lauten, weitere Verbesserungen aufgrund der motorischen oder konditionellen Optimierung zu erzielen. Konditionell müssen dabei Inhalte aus Kraft- und Ausdauertraining aufeinander abgestimmt werden. Je nach Athlet können Schwerpunkte in unterschiedlichen Bereichen liegen. So kann ein Fußballspieler durch Krafttraining möglicherweise schneller Rennen oder höher Springen. Wenn der Spieler jedoch im Verlauf des Spieles zusehends technische Defizite zeigt, wäre es möglicherweise sinnvoll seine Ermüdungswiderstandsfähigkeit zu verbessern. Ein Ausdauertraining könnte also in diesem Fall eine wichtige Leistungsreserve sein. Ob dann inhaltlich auf Dauermethode oder Intervalltrainingsmethoden zurückgegriffen wird, muss anhand der bisherigen Leistungsentwicklung, des aktuellen Defizits und der Zielsportart entschieden werden. Die Anforderungen innerhalb einer Sportart müssen dabei bekannt sein. Das erstellen des Trainingsplanes erfordert zudem Kenntnis der muskulären Beanspruchung innerhalb einer Trainingsmethode.
Fazit
Beim Athletiktraining müssen Inhalte immer auf die Zielsportart und die individuellen Probleme eines Sportlers ausgerichtet sein. Sind diese Grundfragen geklärt, können viele verschiedene Inhalte in ein Training integriert werden. Wichtig ist, dass dabei jedoch nicht verschiedene Ziele miteinander vermischt werden. Stattdessen sollten Zielgrößen bestimmt werden, die den Schwerpunkt einer Trainingseinheit bilden. So lassen sich unterschiedliche Bausteine bilden, die im Ergebnis dazu beitragen die Leistungsfähigkeit zu verbessern. Dabei darf sich ein optimales „Athletiktraining“ nicht einseitig auf Kraft oder Stabilität reduzieren lassen. Alle motorischen Eigenschaften müssen bei der Analyse möglicher „Defizite“ eines Sportlers überprüft werden. Die inhaltlich Ausrichtung eines Athletiktrainings muss dann daran gemessen werden, ob es gelingt die erkannten Defizite zu reduzieren und die Athletik eines Sportlers zu optimieren.
Euer Dennis Sandig
Zu den ZW-Läufen möchte ich sagen, dass es sich dabei um ein hochwirksames Trainingsmittel für Sprinter handelt. Sie stellen eine Leistungsreserve dar und sollten erst ab ca. 19 Jahren engesetzt werden.
Auf der anderen Seite denke ich dass hohe Leistungen in den Kraftübungen mit der Langhantel mit fortschreitendem Leistungsniveau für z.B. Sprinter und Springer oft nicht gut in die Spezialdisziplin übertragbar sind. Deshalb denke ich, das die Leistungen z.B. bei Kniebeugen, Reissen, Bankdrücken etc. nicht immer maximiert sondern nur optimiert werden müssen.