Ein Aspekt im myofaszialen Training bekommt bis jetzt noch nicht die notwendige Aufmerksamkeit: Die Bewegungsqualität.
Jeder Sportler sollte sich bewusst machen, dass beim Training auf den myofaszialen Leitbahnen der Erfolg auch von der Ausführung der Übung abhängt. So kann zum Beispiel eine Ein- oder Ausatmung an der entsprechenden Stelle im Bewegungsflow eine gewünschte Wirkung auf den Zuglinien verstärken. Die Einatmung in den seitlichen Brustkorb mit der spürbaren Zunahme sowohl des transversalen als auch des sagittalen Durchmessers desselben, sowie die Ausatmung mit der Rippenbogenintegration, also dem Verengen der Rippen Richtung Bauchnabel bei gleichzeitigem Sinkenlassen des Brustbeins, sollte schon gut vertraut und automatisiert sein.
Zum Üben der Brustatmung kann man im Stand die Hände auf den seitlichen Brustkorb legen und bewusst mit einer kurzen Einatmung durch die Nase „in die Hände atmen“. Je nach der bereits vorhandenen Elastizität der Rippenbögen, werden die Hände mehr oder weniger auseinander geschoben, wobei die Mm intercostales externi und des m transversus abdominis gedehnt werden. Beim Schließen der Rippenbögen mit der langen Ausatmung durch den geöffneten Mund, können beim Ungeübten die Hände noch die Rippen aktiv unterstützend Richtung Bauchnabel schieben. Nach etwas Übung gelingt es dann, nur über die Kontraktion der Mm intercostales interni und des transversus abdominis, die Rippen nach unten zu verengen. Ziel ist ein möglichst großer Unterschied zwischen geweiteten und verengten Rippenbögen während der Ein- und Ausatmung. Für die optimale „Range of Motion“ ist eine neutrale Ausrichtung der Wirbelsäule in ihrer doppelten S-Kurve und ein entspannter Schultergürtel wichtig. Deshalb zeigen sich hier bereits während des Übens der Brustatmung mögliche Defizite.
Mit dem Übungsvorschlag „Plank mit Rotation und Gegenrotation” verdeutliche ich die Wichtigkeit der bewussten Atmung im Training für bereits geübte Sportler.
Wenn man im Plank als Ausgangsposition (als einfachere Variante mit Aufsetzen der Knie) während der Rotation mit Extension der Brustwirbelsäule in den Brustkorb einatmet, fördert dies nicht nur die Elastizität desselben über die verstärkte Dehnung der Mm intercostales, sondern es vergrößert auch die Zugkraft der Spirallinie im Bereich des Abschnittes zwischen M. serratus anterior zum M obliquus externus abdominis über die Linea Alba und den M obliquus internus abdominis deutlich. Gleiches gilt für die Kontraktion bei der Gegenrotation mit der Ausatmung durch das bewusste Annähern der Rippen zum Bauchnabel während der Flexion der Brustwirbelsäule. Der Unterschied zwischen bewusster oder unbewusster Atmung ist für den Trainierenden deutlich spürbar: Die Propriozeption für den gesamten Bewegungsablauf wird verstärkt und das Zusammenspiel der beteiligten Strukturen im myofaszialen Netzwerk fließender.
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Hat man nach mehreren Wiederholungen seinen Atemfluss und damit den eigenen individuellen Rhythmus gefunden, kann der Geübte verschiedene Variationen ausprobieren, um so noch mehr Elastizität innerhalb der myofaszialen Strukturen zu fördern und sich neue Trainingsreize zu setzen. Durch einen percussiven Atemrhythmus zum Beispiel kommt es zu einem federnden Bewegungsablauf, der die eigene „Range of Motion” noch weiter vergrößern kann.
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Wichtig sei es noch zu erwähnen, dass es sich bei dem Atemprinzip um eine reine Trainingsatmung handelt und sowohl die Brustatmung als auch die Zwerchfellatmung je nach der gewünschten Zielsetzung ihre Berechtigung haben. (Interessierte können hierzu nochmal den Artikel von Daniela Carta aus dem Functional Trainingsmagazin vom 11.08.2014 lesen.)