VERBESSERTE PERFORMANCE DANK TAPING–
EIN ASSESSMENT MIT DIREKTEM EFFEKT
Taping setzen viele mit einer Form der Schmerztherapie gleich. Die Bunten Klebstreifen sind aber nicht erst dann gut, wenn es zu Schmerzen gekommen ist. Nein – beim Taping geht es um viel mehr: Tapes sind ein Assessment-Tool, das Trainer gut einsetzen können, damit Sportler ihre Performance verbessern können. Taping-Experte Oliver Derigs über den Einsatz und die Wirkung von Tapes im Fitnessstudioalltag und Personal Training.

Weltweit sieht man Trainierende mit bunten Klebestreifen auf Beinen, Armen und Rücken. Die erste Annahme: eine Verletzung. Doch das muss nicht sein. Denn Tapes dienen auch zur Leistungsverbesserung
des Sportlers. Kinesiologisches Taping hat seinen Ursprung in den 1970er Jahren in Japan. Nach Europa kamen die Tapes erst einige Zeit später. Damals wurden Hypothesen über die Wirksamkeit von unterschiedlichen
Farben und die Richtung, in die ein Tape aufgelegt wird (Ansatz und Ursprung des Muskels oder andersherum), aufgestellt, die der damaligen Wissenschaft jedoch nicht standhielten. Doch spätestens seit den Olympischen Spielen 2008 in Peking ist Taping im Profisport und somit auch in der westlichen Welt angekommen. Aber entgegen jeglicher Annahme, dass Athleten mit Tapes von Verletzungen geplagt werden, ist die Zielsetzung häufig die Optimierung von Bewegungen und eine verbesserte
Performance. In den letzten zehn Jahren wurde Taping intensiv weiterentwickelt und an die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse angepasst. Genau das ist es, was wir in den Studioalltag integrieren können. Kunden kommen mit verschiedensten Zielen zu ihrem Trainer und deren Aufgabe ist es, dass sie diese Ziele sicher und effizient erreichen. Taping kann hier als Türöffner dienen.
EINDEUTIGE REAKTIONEN DANK TAPING
Lange wurde behauptet, dass durch die Anlage eines Tapes Muskeln isoliert aktiviert oder entspannt werden könnten. Diese These konnte bis heute wissenschaftlich nicht bewiesen werden. Jedoch weiß man heute, wie wichtig sich unsere Haut auf Bewegung auswirkt. Die Haut ist das zweitgrößte Organ unseres Körpers und dient sozusagen als verlängerter Arm des Gehirns. Pro Quadratzentimeter finden wir in der Haut über 500 Nervenzellen, wovon eine Vielzahl Mechanorezeptoren sind, die unsere Wahrnehmung in unserer Umgebung beeinflussen. Doch warum ist das für unsere Sportler interessant? Das Schlüsselwort ist hier „Wahrnehmung“. Eine gesteigerte Wahrnehmung oder Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Teil des Körpers hilft dem Athleten, eine Bewegung zielgerichteter und flüssiger durchzuführen. Erste Studien aus den 1970er Jahren haben gezeigt, dass ein taktiler Hautreiz das motorische Lernen um bis zu 30-mal schneller als ein visueller Reiz in ein Verhalten ummünzen kann und bis zu 1 000-mal schneller als ein auditiver Reiz (vgl.„Understanding body language: birdwhistell‘s theory of kinesics“).
Die Sportwissenschaft beschreibt aktuell 500 bis 25 000 Wiederholungen, um aus einer Bewegung ein Verhalten zu machen – je nachdem, wie komplex eine Bewegung ist. Für einen Hobbysportler und einen Trainierenden im Fitnessstudio sind diese Wiederholungszahlen unrealistisch. Aus diesem Grund können Tapes dem Kunden einen Mehrwert bieten und deutlich schneller helfen.

EINSATZ BEIM KLASSISCHEN STUDIOMITGLIED
Im herkömmlichen Fitnessstudio hat ein Großteil der Mitglieder nach innen rotierte Schultern, Schulterblätter, die nach vorn außen gezogen werden, und eine gebeugte Brustwirbelsäule. Genau diese Mitglieder machen dann auch noch Übungen in der Überkopfposition, arbeiten sich so noch weiter in ihr Defizit hinein und erarbeiten sich somit ein hausgemachtes Verletzungsrisiko. Sehnen- und Schleimbeutelreizungen können durch diese Fehlhaltungen begünstigt werden. Genau hier können Trainer im Studioalltag eingreifen und die biomechanischen Hebel optimieren. Das Schultergelenk ist das mobilste Gelenk des Körpers, was es wiederum sehr anfällig für jegliche Form von Verletzungen und Dysfunktionen macht. Durch eine Zentrierung des Oberarmknochens im Schultergelenk und eine
aktive Positionierung der Schulterblätter ermöglicht der Trainer dem Mitglied eine effiziente Nutzung der Hebelverhältnisse und fördert das Bewegungsausmaß der Schulter sowie eine bessere Regeneration
von überlasteten Strukturen. Das Tape gibt dem Trainierenden damit eine Art der Führung, die der Trainer an die jeweilige Problematik anpassen kann. Der vorher entstandene Engpass wird somit beseitigt und das Training in einer Überkopfposition wird zu einer sicheren Variante für den Trainierenden. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass die Tapes einige Zeit am Körper bleiben, der Kunde sich die optimierte Position des Muskels und der Gelenkstrukturen in Erinnerung behält und nicht direkt wieder in die Fehlstellung zurückkehrt. Er lernt somit beständig weiter.
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