Mixed Martial Arts ist eine der am schnellsten wachsenden Sportarten der Welt. In den USA, Asien und Südamerika gilt MMA schon längst als Königsdisziplin des Kampfsports. Auch in Europa und Deutschland sind das MMA und andere Kampfsportveranstaltungen im Vormarsch. Langsam aber sicher gelingt es diesem aufregenden Sport das Image des „blutrünstigen und barbarischen“ Käfigkampfes abzulegen. Auch auf der FIBO finden mittlerweile die Deutschen Meisterschaften im Luta Livre (Aufgaberingen) und MMA-Kämpfe statt.
Auf dem diesjährigen Summit stelle ich Euch einige Inhalte des „MMAthletiktraining“ vor und erläutere, welche Teilaspekte ihr daraus für Euer Training zu nutze machen könnt.
Zu Beginn eine kurze Vorstellung des Mixed Martial Arts.
Mixed Martial Athletik: Hohe athletische Anforderungen
Die Kämpfe sind meist auf 3 Runden a 5 Minuten Dauer angesetzt. Bei Meisterschaftskämpfen wird die Rundenzahl auf 5 erhöht. Die Rundenpause dauert eine Minute. Der Kampf beginnt im Stand und kann durch Knock Out, Aufgabe oder Punktentscheid gewonnen werden.
Die Anforderungen an die Athletik der Kämpfer sind immens komplex. Ein Fighter muss die Fähigkeit besitzen Schläge, Tritte, Takedowns und Würfe explosiv und kraftvoll ausführen zu können und das über einen längeren Zeitraum bei ständig wechselndem Bewegungstempo und Kraftdimensionen. Würge- und Hebeltechniken am Boden setzen Geschicklichkeit und Beweglichkeit voraus und müssen schnell eingeleitet werden. Dabei kann eine einzige Unaufmerksamkeit das vorzeitige Ende bedeuten.
Nicht nur für Kämpfer – Teilaspekte von Kampfsportarten für andere Sportarten
Mit dem Ablegen des barbarischen Images wird auch das Training der Kämpfer immer professioneller und gewinnt durch die zunehmende Popularität auch an Beachtung durch andere Sportarten. In den USA greifen bereits mehrere berühmte Sportler und Mannschaften (insbesondere aus der NBA und der NFL) auf ein Training mit Teilaspekten aus dem Kampfsport zurück.
Doch was kann man aus dem Training von Kampfsportlern auch für sein eigenes Training herausziehen?
Im Folgenden erfahrt ihr mehr über die Möglichkeit Teilaspekte aus dem Kampfsport in Euer Athletiktraining mit einzubinden.
MPC MMAthletik: Training von Bewegungsbalance und Power Position
In vielen Sportarten geht es darum die Balance des Gegners zu brechen, während man selber unter Kontrolle bleibt und sich in einer möglichst kraftvollen Position befindet. Fußballer und Basketballer dribbeln und tricksen mit dem Ball, Kämpfer fintieren mit Schlag- oder Körpertäuschungen um sich einen entsprechenden Vorteil zu verschaffen. Ebenso ist ein schnelles Umschalten von Offensive und Defensive ein Schlüssel zum Erfolg. Um beispielsweise die größtmögliche Schlagkraft während eines Konterpunches zu entfalten, muss ein Kämpfer ausweichen und dennoch innerhalb seiner Power Position agieren. Level-Wechsel (schneller Wechsel von Stand- zum Bodenkampf) mit sogenannten Transition Movements müssen innerhalb von Bruchteilen von Sekunden ausgeführt werden können. Dabei gilt es, so explosiv und effizient wie möglich die Bewegung durchführen zu können. Diese Fähigkeiten im Stand und das Verständnis von der Bewegungsbalance und der athletischen Power Position kann auch Sportlern aus Sportarten helfen, Bewegungen zu optimieren und effizienter zu gestalten. Die Kontrolle zu behalten und gleichzeitig auf äußere Reize reagieren zu können ist eins der Kernstücke des MMAthletik Trainings.
MPC MMAthletik: Training von Handtechniken und visuellem System
Ein weiteres Beispiel ist der Einbezug von Handtechniken für den Zweikampf in Spielsportarten. Im Training mit Fußballern trainieren wir Handtechniken die aus dem Weng Chun Kung Fu entliehen sind. Die verbesserte Hand-Auge Koordination und das bessere Verständnis über Angriffspunkte, helfen insbesondere in Standardsituationen. Das Wissen über den geschickten Einsatz von Händen, Unterarmen und Schultergürtel, um die eigene Position zu verbessern, bietet dabei einen interessanten Vorteil.
MPC MMAthletik: Der Punch als Diagnosetool
Eine rechte Gerade ist eine wunderschöne athletische Bewegung. Von den Füßen ausgehend, muss die Kraft durch den ganzen Körper übertragen werden. Auf dem Summit werden wir genauer über die richtige Ausführung eines Schlages eingehen.
Die Messung der Schlagkraft dient nicht nur als reine Leistungsbewertung, sondern auch als hervorragendes Diagnosetool für Sportler aller Alters- und Leistungsstufen zu überprüfen. Mit der Messung der Schlagkraft erlangen wir verschiedene Informationen über den Athleten. Kann die an Hanteln und anderen Trainingstools antrainierte Kraft in eine explosive Bewegung umgesetzt werden? Wie sieht es mit der Funktionalität der kinetischen Ketten aus? Stimmt die Kraftübertragung oder sehen wir Brüche im Power Flow? Wenn ja, wo bricht die Energiekette ab? Wie hoch ist der Leistungsunterschied zwischen rechts- und linksseitiger Ausführung? Liegt es an dem Bewegungsverständnis oder muskulären Dysbalancen? Sehen wir Defizite in Beschleunigung und gelingt es dem Athleten die Gelenke willentlich zu versteifen? Zusätzlich erhalten wir Daten über Schnellkraftvermögen und absolute und relative Kraftleistungen.
Ein durchschnittlich trainierter Mann mit einem Gewicht von ca. 80kg erreicht dabei nach Erfahrungswerten bei den Messungen im MPC Gym Aachen (www.morepowerconcept.de) anfangs eine Schlagkraft von ca. 200-230kg (Als Schlagkraft wird die senkrecht auf die Trefferfläche wirkende Kraftkomponente beim Aufprall bezeichnet. Da es sich um eine Kraft handelt, müsste diese selbstverständlich in Newton angegeben werden. Allerdings vereinfachte die Angabe in kg die Verständlichkeit).
Die Schlagkraft ist von mehreren Faktoren abhängig:
1. Gewicht des Athleten
Das dreifache bis dreieinhalbfache des Körpergewichtes bei einem geraden Schlag ist für Männer ein gutes Ergebnis. Frauen liegen hier bei ca. dem zwei-bis zweieinhalbfachem Gewicht. Vier- und sogar fünffaches (Männer) bzw. drei- bis dreieinhalbfaches (Frauen) Körpergewicht ist bei einem geraden Punch ein herausragendes Ergebnis.
2. Effizienz der Bewegung (Power Flow)
Das Zusammenspiel zwischen Agonisten und Antagonisten ist wichtig für den fließende Bewegung und deren Beschleunigung . Um einen Schlag mit maximaler Geschwindigkeit durchführen zu können, müssen die Antagonisten bis zum Aufprall möglichst wenig Widerstand geben. Die kinetischen Kette müssen für eine hohe Schlagkraftleistung optimal ineinander greifen. Wer noch nie zugeschlagen hat, wird mit höherer Wahrscheinlichkeit auch anfangs keine große Schlagkraft entwickeln können.
3. Maximalkraft
Um einen harten Schlag ausführen zu können, muss ich in der Lage sein meine Gelenke für die Dauer des Impacts versteifen zu können. Je höher die Maximalkraft, desto geringer der Kraftabfall und desto länger der Impuls.
4. Explosivkraft
Die Wucht des Schlages ist insbesondere von der Beschleunigung der Faust abhängig. Je schneller ich zuschlage und je höher mein Rate of Force Development, desto höher der Schub und desto länger ist die Einwirkung von meiner aufgebrachten Kraft.
5. Balance der Muskulatur
Zusammenspiel zwischen Tiefen- und äußerer Muskulatur. Wir können nur so hart zuschlagen, wie wir auch abbremsen können. Die Muskulatur muss in der Lage sein, die aufgebrachte Kraft auch abfangen zu können.
Euer Christian Mohr
Sehr guter Artikel! Interessante Aspekte für mein Basketball und Football – Training!!
Danke. Christian