Indem wir Sportler viele Bewegungen ausführen lassen und dabei die Körperkontrolle über den ganzen Bewegungsumfang verlangen, sind wir in der Lage, Defizite in ihrer motorischen Kontrolle und Mobilität aufzudecken. Wir machen das Unsichtbare sichtbar.
Verstehen, warum eine Bewegung absolviert wird
Das bedeutet: Während wir trainieren, um die Beine zu kräftigen oder die Lungen zu vergrößern, denken wir gleichzeitig schon an Diagnose. Das Kreuzheben ist dann nicht mehr nur eine Übung, während der etwas Schweres vom Boden gehoben wird. Die Frage lautet vielmehr: Kann der Sportler mit stabiler Wirbelsäule und unter Ausnutzung des vollen Bewegungsumfangs seiner Körperrückseite etwas aufheben und dabei unter Stress effizient atmen? Wir können darauf verzichten, eine vollständig neue Reihe von Tests mit speziellen Diagnosebewegungen zu entwickeln, um zu verstehen, was passiert, wenn jemand etwas vom Boden aufhebt. Stattdessen sehen und verstehen wir, was während der Bewegung, die der Sportler zeigt, abläuft. Das bedeutet, ein Sportler muss nicht nur verstehen, warum er eine Bewegung absolviert, sondern er muss auch verinnerlichen, wie er sie korrekt ausführt.
Training als Diagnosewerkzeug
Das Training als Diagnosewerkzeug einzusetzen ist aus mehreren Gründen sinnvoll und effizient. Die systematische und effektive Suche nach Bewegungsproblemen von Sportlern und deren Beurteilung kann im besten Fall ein außerordentlicher Antrieb sein – im schlimmsten Fall aber auch gründlich danebengehen. Grundsätzlich gilt: Alles, was uns hilft, besser zu verstehen, was unter der Oberfläche passiert, ist willkommen. Der Schlüssel: Jedes gute Instrument zur Beurteilung – sogar eines, das nicht auf der tatsächlichen Bewegung gründet – zeichnet sich dadurch aus, dass es leicht skalierbar ist, damit die Bewegung oder die Übung auf so gut wie alle Sportler angewendet werden kann. Es muss zeitgemäß sein und die Aspekte ansprechen, mit denen der Trainer sich an diesem Tag befasst. Schließlich muss es Veränderungen erfassen, die sowohl der Sportler als auch der Trainer beobachten, messen und wiederholen kann. Mit der Zeit ermöglicht die tägliche Kombination von Training und Beurteilung dem Trainer und dem Sportler, etwaige Probleme systematisch zu erkennen.
Bewegungen immer komplex und differenziert
Man muss sich immer vor Augen halten, dass menschliche Bewegung komplex und differenziert ist. Wenn man die Diagnose mit dem Training verbindet, bleibt sowieso kein Stein auf dem anderen. Allerdings können wir nicht jedes Bewegungs- oder Energiesystem eines Sportlers in einer Einheit trainieren. Genauso wenig ist es nötig, jede Schwäche eines Athleten an einem einzigen Tag zu erkennen und zu behandeln. Es ist vielmehr ein ständiger Prozess des Erkennens und Beseitigens von Problemen, der im Grunde nie endet. Doch nur so werden wir zu besseren Athleten und Sportlern, die im Alltag und Beruf von optimaler Leistungsfähigkeit profitieren.
Unser Modell arbeitet mit tagesaktuellen Trainingsanforderungen. Das hat den Vorteil, dass es in Aufgabenstellung und Praxis leicht vermittelbar ist. Man kann immer nur ein Problem auf einmal lösen. Die typische Liste der Dysfunktionen eines Sportlers ist eben nur … eine Liste. Für uns ist das Wichtigste, dass der Athlet nach unseren Vorgaben trainiert und wir so seine Probleme »ansprechen« können.
Euer Dr. Kelly Starrett
Ein sehr guter Artikel und er trifft voll auf den Punkt.
Wir sollten unseren Sportlern erst Körperwahrnehmung bebringen bevor Wir ihnen zeigen wie Sie ihren Körper trainieren sollen. Nach langer Zeit (30 Jah. Kampfsport,10 Jah. Atemübungen)merke ich beim Training meine Fehler und kann sie Beheben.
Viel Spas beim Wahrnehmen,es lohnt sich.
VG Ingo