Die funktionelle Biomechanik ist eine Wissenschaft, die uns hilft, den menschlichen Körper in seiner Ganzheit zu verstehen. Sie geht auf die Beziehungen und Interaktionen der verschiedenen Körperteile, -segmente und -systeme ein, die dazu beitragen, dass der Körper seine Aufgaben verrichtet (oder auch nicht). Diese Beziehungen und Interaktionen bilden einen praktischen Rahmen, den man nutzen kann, um die Komplexität des menschlichen Körpers und seine Funktion zu verstehen. Diese ist eine faszinierende Kombination aus komplexen Systemen, die miteinander verbunden und vernetzt sind. Sie wird einerseits körperintern durch die Interaktion der Organsysteme und andererseits durch die Interaktion des Menschen mit seiner Umgebung bestimmt. Die funktionelle Biomechanik kann daher als eine Kettenreaktion betrachtet und entsprechend beschrieben werden.
Organsysteme
Im Körper wirken unter anderem Nerven-, Muskel- und Skelettsystem zusammen, die durch das Herz-Kreislauf-System unterstützt werden. Funktionell kombiniert werden sie als neuromuskuloskelettales System (NMS) bezeichnet. Millionen von Nerven, Hunderte von Muskeln und Knochen arbeiten im Körper zusammen und bilden die funktionelle Kette der Biomechanik. Um die Wechselwirkungen und Zusammenhänge des NMS-Systems zu kennen, muss man ein funktionelles Wissen über die Interaktion des NMS-Systems mit der Umgebung besitzen. Nur wenn man weiß, warum und wie die Kettenreaktion des NMS-Systems auftritt, um sämtliche Formen von Funktion zu erzeugen, kann man die funktionelle Biomechanik verstehen und optimal nutzen.
Funktionelle Aktivitäten
Die menschliche Funktion hängt von den erforderlichen oder erwünschten funktionellen Aktivitäten innerhalb der vorhandenen Umgebung ab. Zu den globalen funktionellen Aktivitäten zählen Körperpflege und Ankleiden, Aktivitäten im Haushalt und Beruf, Training und Tätigkeiten, die die Kondition fordern und fördern, Freizeit und Sport sowie therapeutische und rehabilitative Maßnahmen. Um diese erforderlichen oder erwünschten globalen funktionellen Aktivitäten auszuführen, müssen grundlegende funktionelle Aktivitäten erfolgreich umgesetzt werden. Es gibt eine große Vielzahl grundlegender funktioneller Aktivitäten, die als elementare Bausteine der globalen menschlichen Funktion betrachtet werden müssen.
Grundlegende funktionelle Aktivitäten
Rollen Strecken Hopserlauf In die Knie gehen Sich winden Treppen hinaufsteigen Stehen Sich drehen Treppen hinabsteigen Gehen Auf den Fußballen drehen Greifen Schreiten |
Joggen Auf einem Bein stehen Wegdrücken Laufen Gewicht verlagern Heranziehen Sprinten In die Hocke gehen Etwas hochheben Abbremsen Ausfallschritt machen Etwas tragen Beschleunigen |
Sich stabilisieren Springen Treten Sich beugen Auf einem Bein springen Werfen Fangen Ausholen Schwimmen Schlittschuh/Rollschuh fahren Skifahren Zuschlagen |
Dreidimensionalität menschlicher Funktion
Die menschliche Funktion ist dreidimensional. Es gibt drei Körperebenen, in denen wir uns gleichzeitig bewegen. Diese Ebenen werden als anatomische Lage- und Richtungsbezeichnungen verwendet. Die Sagittalebene bezieht sich auf Vorwärts- und Rückwärtsbewegungen. Die Frontalebene bezieht sich auf Seitwärtsbewegungen. Die Transversalebene bezieht sich auf Rotationsbewegungen. Alle unsere grundlegenden funktionellen Aktivitäten erfordern ein integriertes NMS-System, das in allen drei Ebenen gleichzeitig reagiert und arbeitet. Wenn man vorwärts geht, bewegt man sich automatisch in der Sagittalebene, aber – was weniger offensichtlich ist – ebenso in der Transversal- und Frontalebene. Wenn man auf einem Bein oder beiden Beinen stehen will, ohne das Gleichgewicht zu verlieren, muss das NMS-System in der gesamten Kettenreaktion in der Lage sein, in diesen drei Dimensionen zu operieren. Je nachdem, wie unsere Gelenke geformt sind, unsere Muskeln ansetzen und unsere Nerven vernetzt sind, sind alle grundlegenden funktionellen Aktivitäten dreidimensional, das heißt sie finden gleichzeitig in allen drei Körperebenen statt.
Euer Gary Grey