Heutzutage
sollten die „Gummibänder“ bei keiner Trainingseinheit, weder bei Leistungs- oder Breitensportlern, noch bei den „Weekendwarriors“, fehlen.
Auch in der Physiotherapie sind die Bänder inzwischen nicht mehr wegzudenken. Aufgrund der vielfältigen und unkomplizierten Einsatzmöglichkeit schaffen Mini-und Superbands große Freiheiten für das Training zuhause und eignen sich ideal für das Functional Training.
Hier werden die Bands zum besseren Verständnis kurz vorgestellt:
Minibands gibt es in verschiedenen Stärken und Dicken, z.B. 0,45mm (leicht), 0,65mm (mittel), 0,95mm (schwer) oder 1,25mm (extra schwer).
Alle sind ca. 50cm lang, 5cm breit und ringförmig. Sie eignen sich ideal zum Training der kleinen Glutaeen und Hüftextensoren, aber auch für die Aussen- und Innenrotatoren des Schultergelenks – um nur eine kleine Auswahl zu nennen.
Die Anwendung von Minibands ist so vielseitig, dass damit so manches Großgerät ersetzt werden kann. Aufgrund seiner geringen Größe kann es ganz einfach in die Hosentasche gesteckt werden. Das Miniband wird so zum ständigen Begleiter und erlaubt keine Entschuldigungen mehr, da es wirklich fast überall einsetzbar ist.
Superbands gibt es ebenfalls in verschiedenen Stärken bzw. Dicken von 1,3cm bis 10cm Breite, die Länge beträgt meistens ca. 208cm. Auch diese Bänder sind extrem flexibel einsetzbar.
Beispielsweise eignen sie sich für Overhead-Squads mit Widerstand, für den X-Walk zur Kräftigung der Abduktoren im Gesäß oder einfach als Unterstützung bei Klimmzügen.
Man kann mit diesen Bändern den gesamten Körper trainieren, ohne groß Geräte zu benutzen – ganz einfach Zuhause oder in jeder anderen Lebenslage.
Die Bänder werden auch deshalb sehr gerne in der Physiotherapie eingesetzt, weil die oben kurz erwähnten Muskelgruppen, auch bei der Therapie von diversen Krankheitsbildern sehr wichtig sind! Bevor man den Patienten auf die relativ abstrakte Beinpresse legt– übt man doch besser ganz alltagsnahe Bewegungen mit ihm ein. So zum Beispiel eine korrekt ausgeführte Kniebeuge, die dann mit Hilfe der Bänder progressiv gestaltet werden kann. Einige Beispiele aus der Prävention und Rehabilitation werden hier in den nächsten Wochen genauer beschrieben.
Aber warum bedient sich gerade die Physiotherapie so gerne der Art des Functional Trainings als Trainingsform?
Funktionelles Training findet seinen Ursprung sogar in der Physiotherapie. Ein neues Erklärungsmodell der Bewegungsabläufe wurde z.B. in den 1990er Jahren von dem Physiotherapeuten Gary Gray eingeführt. Dieser vertrat in seinen Kursen eine neue Sicht auf die Muskelfunktionen über Bewegungsketten, die sogenannten kinetischen Kettenreaktionen. Sein Konzept betrachtet dabei alle an einer Bewegung beteiligten Muskeln und Gelenke und wie diese zusammenspielen, um eine komplexe Bewegung auszuführen.
Der amerikanische Fitnessexperte Marc Verstegen, Gründer des „Athletes Performance Institute (heute EXOS)“ und Entwickler des Trainingsprogramms „Core Performance“ überwarf viele „alte“ Trainingsgewohnheiten und begann laterale und multidirektionale Bewegungen zu trainieren.
Funktion bedeutet grundsätzlich „Sinn“ oder „Zweck“
Funktionelles Training steht demnach als Synonym für „zweckmäßiges Training“. Das Training mit den Super- und Minibands ist ein wichtiger Bestandteil beim Functional Training. Es gestaltet sich eben gerade in seiner Einfachheit auch als sehr zweckmäßig und effizient. Dabei werden vor allem BewegungsMUSTER trainiert, also kein Isolationstraining einzelner Muskeln, sondern Training von Muskelketten, bzw. Muskelgruppen. Durch deren Zusammenspiel werden komplexe Bewegungen erzeugt und wirken sich so vor allem bei den Funktionalitäten im Alltag aus.
Je besser die Muskeln als Gruppe arbeiten, desto ökonomischer und sicherer wird die Bewegung ausgeführt. Wird nur der Muskel trainiert, bleibt die Bewegung auf der Strecke – trainiert man jedoch die Bewegung, so wird der Muskel mittrainiert.
Ganz nach den Motto „If you don´t use it – you lose it!“ ermöglicht Functional Training mit Mini-und Superbands also noch effektiveres physiotherpeutisches Arbeiten. Ziel des Trainings ist es, Bewegungen zu verbessern und diese ökonomischer zu gestalten, dies spielt auch bis ins hohe Alter noch eine sehr wichtige Rolle im Leben der Menschen.
Functional Training mit Mini- und Superbands ist für alle Altersgruppen praktikabel und effektiv einsetzbar. Natürlich sollte das Training individuell auf die jeweilige Zielgruppe/Person abgestimmt sein.
Eine starke Körpermitte, aufgebaut aus Bauchmuskulatur, Rumpfmuskulatur Hüftabduktoren, Hüftrotatoren und Schulterblattstabilisatoren garantieren neben einer gesunden Körperhaltung, gesundheitlich gesehen auch einen präventiven Aspekt. Aber auch das Schnelligkeitstraining im Alter ist für die Sturzprophylaxe von erheblicher Bedeutung und damit auch sehr gut trainierbar.
Einsatz der Mini- und Superbands
Beim Functional Training werden Mini- und Superbands sehr häufig eingesetzt. Aus dieser Art an Übungen kann auch die Physiotherapie sehr stark profitieren! Im Folgenden werden die verschiedenen physiotherapeutischen Einsatzbereiche gezeigt, in denen das Training mit Mini- und Superbands eingebaut werden kann.
- Präventionsbereich
Das Mini- und Superbandtraining eignet sich ideal für den Präventionsbereich. Da das Training für alle Altersgruppen geeignet ist, kann bereits in jungen Lebensjahren präventiv vorgesorgt werden, aber auch erst in hohem Alter damit begonnen werden.
Durch die vielen verschiedenen Variationsmöglichkeiten und der schrittweisen, einfachen Steigerung des Schwierigkeitsgrades kann jede Übung an den Trainingszustand der jeweiligen Person angepasst und variiert werden. Da das Training mit Bändern gerade darauf abzielt, Bewegungen aus dem Alltag zu ökonomisieren und zu schulen, ist es hervorragend als Prophylaxe-Training geeignet. Das Vermeiden von Krankheiten und Verletzungen entspricht dabei nicht nur dem Ansatz von Präventionsprogrammen, sondern auch dem Ansatz von Functional Training, dessen oberstes Ziel die Verletzungsprophylaxe ist.
- Rehabilitation nach Krankheiten / Verletzungen in der Physiotherapie
Der Ursprung des funktionellen Trainings liegt gerade in diesem Bereich. Wie bereits erwähnt wurde, stammen die Wurzeln des funktionellen Trainings aus der Rehabilitation und der Physiotherapie. Das Training mit Super- und Minibands ist ein wichtiger Bestandteil beim Functional Training.
Betrachtet man die Ursache von Verletzungen, so muss man die Aussage von Shirley Sahrmann (PT, University Washington) in Betracht ziehen: „Wenn ein Muskel überlastet ist, muss immer zuerst ein schwacher, bzw. nicht aktivierter Synergist als Ursache in Betracht gezogen werden“. Gemeint ist damit, dass ein Muskel dadurch überanstrengt, weil er zu viel Arbeit leisten muss. Die Folge davon ist dann die Verletzung der überlasteten Struktur z.B. dem Muskel.
Propriozeptionstraining (Eigenwahrnehmung von Muskeln, Sehnen und Gelenken) und Stabilisierungsübungen werden für den Muskelaufbau, gerade nach Verletzungen benötigt und sehr gerne im Rehabilitationsbereich genutzt, bei diesen Übungen kann man die Bands hervoragend integrieren.
Dabei richtet sich das Augenmerk vor allem auf die (beruflichen) Tätigkeiten des Patienten. Jeder wird dort abgeholt, wo er gerade Leistungs- und fitnessmäßig steht! Man kann das Training bzw. die Reha sehr indivduell anpassen.
Sind es Personen, die sportlich aktiv sind, bzw. sich auch bei dieser Sportart verletzt haben, so wird mit diesen Bewegungen und Bewegungsfolgen trainiert, die in ihrem Sport von Bedeutung sind und die sie brauchen, um erfolgreich zu sein. Nach einer Verletzung werden die Bewegungsmuster teilweise geändert, um den verletzten Muskel oder die Sehne zu schonen. Wenn die Verletzung dann auskuriert ist, hat sich ein falsches oder unökonomisches Bewegungsmuster entwickelt, welches diesen speziellen Muskel nicht mehr oder deutlich weniger benutzt. Der Körper hat sich eine Ausweichbewegung angewöhnt und sieht keinen Grund, zu dem alten, eigentlich optimalen Bewegungsmuster zurückzukehren.
Personen, die nicht aktiven Sport betreiben, aber das beschwerdefreie Gehen und Laufen wieder erlernen müssen, werden in ihrer speziellen Problematik trainiert. Hindernisse und Treppen müssen problemlos passierbar sein, wie auch das Zurücklegen langer Strecken, ohne dass dabei ein Körperteil, Muskeln und Gelenke, Schaden erleiden oder falsch belastet werden.
Jeder Patient wird in seinen täglichen Bereichen, die er für ein barriere- und schmerzfreies Leben braucht, geschult und trainiert. Dies kann ausschließlich und allein durch Übungen geschehen, die mit seinem Alltag und Leben verknüpft sind.
- Leistungssportbereich
Funktionelles Training blieb anfangs der Physiotherapie und der Rehabilitation vorbehalten. Dennoch wird diese Art des Trainings im Leistungssport bereits seit den 90er Jahren erfolgreich eingesetzt und arbeitet sich seitdem langsam aber stetig in die Welt des Breitensports vor. Mittlerweile ist Funktionelles Training im Leistungs- wie im Breitensport absolut angekommen und nicht mehr wegzudenken.
Aber auch hier gilt die harte Realität: Wer Sport treibt, wird sich verletzen. Was hier so deutlich dargestellt ist, ist die Wahrheit und kann jeden Sporttreibenden, im Amateurbereich aber auch im Leistungssportbereich treffen. Dabei kann die Verletzung minimal und nicht weiter belastend sein, aber auch langwierig und manifest. Oberstes Ziel von Trainern und Betreuern professioneller Athleten ist wie es beim Functional Training auch sein sein soll, die Verletzungsprophylaxe. Trainer sollten daher nicht nur darauf achten, Verletzungen im Training zu vermeiden, sondern gleichermaßen den Athleten mit spezifischer Kraft ausstatten, die ihn in extremen Belastungssituationen vor Verletzungen schützt.
Funktionelles Training hat genau dieses Ziel, nämlich den Athleten optimal auf die Ausübung seiner Sportart vorzubereiten. Durch die Verwendung von passgenauen Übungen kann der Sportler auf sein Ziel hinarbeiten und dieses schneller und effektiver erreichen. Je weniger ein Sportler verletzt ist, desto steiler wird seine Leistungskurve, da er im Falle eines Falles nicht immer wieder von Null anfangen muss.
Die Enstehung des Functional Training ist also ganz klar in der Physiotherapie zu finden und deswegen werden Physiotherapeuten auch immer gute und anerkannte Functional Trainer sein. Die Erfahrung zeigt, dass Physiotherapeuten einen sehr hohen Stellenwert bei ihren Patienten haben (leider nicht finanziell – aber das ist ein anderes Thema). Die Patienten/ Kunden vertrauen ihrem Physiotherapeuten meist in sehr hohem Maße. Dieses große entgegengebrachte Vertrauen sollte ihnen der Therapeut durch sinnvolle, zweckmäßige Rehabilitation auch zurückgeben.
Schließlich gibt der Patient dem Therapeuten die zwei wichtigsten Dinge in die Hand, die er hat: seine Gesundheit und was immer wichtiger und weniger wird – seine Zeit! Dieses entgegengebrachte Vertrauen sollte durch unprofessionelles Arbeiten nicht entäuscht werden. Mit der Unterstützung durch Mini- und Superbands kann enorm effektiv und zielorientiert mit den Patienten gearbeitet werden.
Ich werde in der nächsten Zeit immer wieder Krankheitsbilder vorstellen, bei denen die Mini- und Superbands gezielt zum Einsatz kommen können! Sei es zur Verbesserung der Kraft und Mobilität oder der Stabilität.
Ab Frühjahr 2016 bietet Perform Better den Kurs TWP-Bands Action an, der den Teilnehmern ermöglicht Präventionskurse nach §20 über die Krankenkassen anzubieten und unter gewisssen Voraussetzungen von den Krankenkassen bezuschusst bekommen! Als Physiotherapeut, Diplomsportlehrer, o.ä. erfüllt man die Grundvoraussetzung, um die Kurse bezuschusst zu bekommen.
Euer Sebastian Stäbler