Das sei eine der zehn dümmsten Aussagen, die je gemacht wurden – behauptet US-Mediziner Dr. Perry Nickelston. Wie man den Deadlift (Kreuzheben) durchführt, sei entscheidend.
Offensichtlich gibt es keine Beweise, dass das Kreuzheben selbst dem Rücken schadet. Der gesunde Menschenverstand sagt einem ja schon, dass, wenn man schwere Dinge falsch hebt, schlimme Dinge passieren können. Und was ist der schlimmste Fehler? Wenn man mit dem oberen und nicht mit dem unteren Rücken hebt. Doch dazu später mehr. Wie wäre es mal mit dieser Behauptung: Ein Rücken schmerzt, weil man ein Leben lang KEINE Deadlifts gemacht hat. Ist das nicht ein interessanter Perspektivenwechsel? Der menschliche Körper ist widerstandsfähig und für Bewegung geschaffen. Menschen würden auf diesem Planeten nicht lange überleben, wenn sie keine Kraft hätten. Schwere Gegenstände zu heben, ist für die Funktionsfähigkeit des Menschen seit jeher notwendig. Erst seit etwa hundert Jahren sitzen wir Menschen zu viel auf unserem Hintern, sodass unser Rücken und unsere Gesäßmuskulatur verkümmern. Wenn das Heben von schweren Dingen nicht angeboren wäre, wären wir schon längst von der Spitze der Nahrungskette vertrieben worden.
3 Denkanstöße zum Kreuzheben
- Die Natur hat Menschen für das Heben von schweren Sachen konstruiert: Wir haben Gelenke, die sehr beweglich sind (die Scharniergelenke), besonders die Hüftgelenke – diese Burschen sind wahre Kraftzentren für Beugebewegungen! Ihre Beweglichkeit bestimmt den Höchstwert der Kraft, die im Gluteus maximus zur Verfügung steht, dem größten Muskel im Körper. Wenn man seine Hüftgelenke gut bewegen kann, dann hat der Gluteus maximus mehr Beweglichkeit zur Verfügung, um für die Kraftentwicklung zu beschleunigen und abzubremsen. Die Glutei sind daher der Schlüssel zum Kreuzheben.
- Deadbending kann einem Rücken schaden, Deadlifting nicht: Man darf nicht der Bewegung selbst die Schuld geben, sondern der Art, wie man sie ausführt. Wenn man sich mit dem Rücken nach vorn beugt, anstatt die Hüfte zu beugen – selbst schuld!
- Verschiedene Körperteile und -bereiche können für einen Schaden beim Kreuzheben verantwortlich sein: Wenn man die Gelenke nicht richtig bewegen kann und die Hüfte blockiert ist, sich die Brustwirbelsäule nicht drehen lässt oder wenn die Nackenmuskulatur zu schwach ist, wird es nicht leicht sein, einen Deadlift auszuführen. Wenn man die erforderliche Beweglichkeit und die Stabilität nicht hat, um die richtige Haltung für einen Deadlift einzunehmen, wird das Gehirn den Weg des geringsten Widerstands wählen und den oberen Rücken einsetzen, um die notwendige Kraft zu entwickeln. Stabilität geht immer der Kraftentwicklung voraus. Wer ein Beweglichkeitsproblem hat, verfügt nicht über Stabilität. Also muss zuerst die Beweglichkeit wiederhergestellt werden, bevor die notwendige Stabilität erzielt werden kann.
Ausnahmen bestätigen die Regel
Wie überall im Leben, gibt es auch hier ein paar Einschränkungen. Manchmal erlaubt es einem die Biologie nicht, eine Übung durchzuführen, weil man eine Verletzung auskurieren muss, etwas gebrochen ist oder weil uns unsere genetische Ausstattung ausbremst. Dumm gelaufen! Aber dann kann man immer noch einen Deadlift mit eingeschränkter Range ausführen und höher über dem Boden beginnen. Die Adaptationsfähigkeit des Körpers ist enorm. Nur weil man keinen vollständigen Deadlift hinbekommt, muss man nicht gleich ganz auf ihn verzichten.
Hausaufgabe für all diejenigen, die den Deadlift nicht gut können, würde dann lauten: Lernt, die Hüfte zu beugen! Hebt schweres Zeug hoch! Macht es nicht zu schnell, bleibt immer kontrolliert. Lasst die Angst los und verbündet euch mit eurer Urkraft.
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