Der Mikronährstoff Ubiquinol ist an 95 Prozent der Energiegewinnungsprozesse in deinem Körper beteiligt und somit unverzichtbar für dich. Zudem schützt er als Antioxidans vor freien Radikalen, die bei sportlicher Aktivität vermehrt gebildet werden und wirkt entzündungshemmend. Christopher Schuff, selbstständiger Fitness- und Gesundheitsberater empfiehlt allen Sportlern eine Nahrungsergänzung mit Ubiquinol, da der erhöhte Energiebedarf nicht alleine über die körpereigene Produktion abgedeckt werden kann.
Aus einer aktuelle Auswertung des Statistikdienstleisters Iqvia geht hervor, dass der Umsatz mit Nahrungsergänzungsmitteln aus Apotheken in Deutschland in den vergangen fünf Jahren um durchschnittlich sechs Prozent pro Jahr gestiegen ist.[1] Der weitaus größte Umsatzanteil entfällt auf die Gruppe der Mineralstoffe und Vitamine, dicht gefolgt von Präparaten für Muskeln und Gelenke mit rund zehn Prozent. Die Wichtigkeit des Mikronährstoffs Ubiquinol – der aktiven Form von Coenzym Q10 – wird im Sportbereich trotz zahlreicher Studien deutlich unterschätzt.
Essenzieller Energielieferant
Coenzym Q10 und seine bioaktive Form Ubiquinol sind in der Atmungskette der Mitochondrien unverzichtbare Elektronenüberträger und zur Herstellung von Adenosintriphosphat (ATP) – der körpereigenen Energie – zuständig. Mehr als 95 Prozent der Energie wird mit Hilfe von Ubiquinol freigesetzt. Regelmäßiges Training erhöht die Anzahl der Mitochondrien im Herzen und in den Skelettmuskeln, was folglich auch den Ubiquinol-Bedarf steigert. Dein Körper stellt Ubiquinol zwar selbst her, doch schon ab einem Lebensalter von 30 Jahren sinkt die Produktion. Auch die Einnahme bestimmter Medikamente, chronische Krankheiten, intensives Training oder Stress im Alltag können die körpereigene Ubiquinol-Herstellung hemmen. Eine unzureichende Versorgung äußert sich bei Sportlern beispielsweise durch eine geringere Leistungsfähigkeit, schlechtere Regeneration, chronische Müdigkeit und eine erhöhte Infektanfälligkeit. Die gezielte Supplementierung von Ubiquinol kann dem entgegenwirken. Im Vergleich zu Coenzym Q10 muss Ubiquinol dabei vom Körper nicht erst umgewandelt werden und ist zwei bis viermal besser bioverfügbar[2];[3].
Zahlreiche Studien belegen, dass Sportler mit hohem Energieumsatz von Ubiquinol profitieren können: Bei einer doppelblinden, placebokontrollierten Studie des Olympia-Stützpunktes Rhein-Ruhr in Essen erhielten 100 junge, durchtrainierte Athleten über sechs Wochen hinweg täglich entweder 300 Milligramm Ubiquinol oder ein Placebo. In der Placebo-Gruppe erhöhte sich die körperliche Leistungsfähigkeit um 8,5 Prozent (0,30 Watt pro Kilogramm Körpergewicht) und in der Ubiquinol-Gruppe um 11 Prozent (0,38 Watt pro Kilogramm Körpergewicht). Der Unterschied zwischen beiden Gruppen war statistisch signifikant (p < 0,03). Dies zeigt, dass Ubiquinol die Leistung über den Trainingseffekt deutlich erhöhen kann. Gerade im Profisport können bereits kleine Leistungssteigerungen entscheidend sein.[4]
Antioxidative und entzündungshemmende Wirkung
Hartes körperliches Training stellt nicht nur für den Bewegungsapparat, sondern auch für das Immunsystem eine große Belastung dar. Das bekannte „Open Window“ Phänomen bezeichnet den Zustand nach dem Sport, bei dem die Abwehrkräfte geschwächt sind und der Organismus dadurch anfälliger für Infektionen ist. Hierbei kommt Ubiquinol in große Bedeutung zu, denn neben seiner Rolle als Energielieferant ist Ubiquinol auch das einzige im Körper hergestellte fettlösliche Antioxidans. Es schützt die Zellen vor Schäden durch freie Radikale, was für Sportler besonders wichtig ist. Bei intensiven Trainingseinheiten treten während der Energieproduktion reaktive Sauerstoffverbindungen in großen Mengen auf. Eine übermäßig hohe Belastung von Sauerstoffradikalen führt im Körper zu einem gestörten Verhältnis zwischen Oxidantien und Antioxidantien.[5] Dieses Ungleichgewicht ruft oxidativen Stress hervor, der zu Leistungsabbau und Verletzungen des Muskelgewebes führen kann. Generell ist die Oxidation ein wichtiger Schlüsselreiz, um Trainingsfortschritte zu fördern und Ausdauerleistung sowie Muskelkraft zu steigern.
Eine Cross-Over-Studie an jungen Rugby-Spielern zeigt, dass eine tägliche Nahrungsergänzung mit 200 Milligramm Ubiquinol über die Dauer von einem Monat den intrazellulären Spiegel freier Radikale senken kann, sowohl beim Training als auch während der Erholungsphase.[6] Im Rahmen der Untersuchung trainierten die Spieler 40 Minuten auf einem Laufband bei 85 Prozent der maximalen Herzfrequenz. Nach der einmonatigen Supplementationsphase folgte eine zweimonatige „Wash-Out-Phase“. Jeweils vor und nach der sportlichen Aktivität auf dem Laufband wurde den Teilnehmern eine Blutplasma-Probe entnommen. Das Lipidprofil, die Antioxidanzien-Konzentration und Marker für muskulären Stress wurden analysiert. In der Ubiquinol-Gruppe zeigten sich weniger reaktive Sauerstoffverbindungen in den Zellen, sowohl während des Trainings als auch in der Erholungsphase, und eine leicht beschleunigte Regeneration der Mitochondrienfunktion. Bei den Sportlern der Kontrollgruppe hatte der Coenzym Q10-Spiegel im Gesamtplasma bereits durch eine einzige intensive Trainingseinheit von rund 40 Minuten stark abgenommen. In der Ubiquinol-Gruppe war dies nicht der Fall. Die Wissenschaftler schlussfolgerten, dass Ubiquinol eine positive Wirkung auf das antioxidative Abwehrsystem und den Coenzym-Q10-Spiegel hat. Die Ubiquinol-Einnahme verhinderte bei den Spielern eine trainingsbedingte Abnahme des Coenzym-Q10-Spiegels und verbesserte ihre Antioxidanzien-Konzentration im Plasma und in den Zellen.
Insbesondere Profi-Fußballer stehen während der Saison unter starker körperlicher Belastung und haben oft mit Muskelverletzungen zu kämpfen. In einer Studie mit Spielern des spanischen Erstligisten Athletic Club Bilbao wurde untersucht, ob eine höhere Ubiquinol-Konzentration im Blut die Leistungsfähigkeit der Fußballer unterstützt. Eine willkürliche Auswahl von Spielern nahm täglich 300 Milligramm Ubiquinol ein. Um die Blutzusammensetzung zu analysieren, wurden den Spielern zu unterschiedlichen Zeitpunkten vor Saisonbeginn sowie Mitte und Ende der Saison Proben entnommen. Das Ergebnis: Die Supplementation mit dem Mikronährstoff hat eine belastungsbedingte Abnahme des Coenzym-Q10-Spiegels bei den Athleten verhindert. Darüber hinaus stellten die Wissenschaftler im Blutplasma eine Korrelation zwischen Ubiquinol und dem Marker für Skelettmuskelschäden fest: Niedrige Ubiquinol-Spiegel gingen mit höheren Creatin-Kinase-Konzentrationen einher. Sie vermuten daher, dass die Einnahme von Ubiquinol Muskelverletzungen vorbeugen kann.[7]
Eine andere Studiezeigte, dass bei gesunden, gut trainierten Erwachsenen bereits eine zweiwöchige Ubiquinol-Supplementation von täglich 200 Milligramm den oxidativen Stress nach anstrengendem Training reduzieren und den Stickstoffmonoxid-Gehalt im Plasma erhöhen kann. Dies verbesserte unter anderem die Endothelfunktion und die Muskelregeneration nach dem Work-out.[8]
Kein Doping, keine Nebenwirkungen
Durch Hefe-Fermentation gewonnen, ist Ubiquinol ein rein natürlicher Wirkstoff, der keinerlei Nebenwirkungen hat. Apotheker und Nährstoffexperte Philipp Heldmann bestätigt, dass sich Ubiquinol mit vielen Präparaten kombinieren lässt und die Nahrungsergänzung unbedenklich ist. Außerdem empfiehlt er Sportlern, die sich in einer Wettkampfvorbereitung befinden eine höher dosierte Ubiquinol-Kur mit bis zu 200 Milligramm am Tag. Generell vertragen junge und gesunde Menschen, die keine Medikamente einnehmen und sportlich sehr aktiv sind, in der Regel mehr als 100 Milligramm Ubiquinol am Tag. Vorbelastete Personen oder ältere Menschen, deren Körper weniger Ubiquinol bildet, sollten bei einer täglichen Nahrungsergänzung von 100 Milligramm bleiben. Empfehlenswert ist eine Abstimmung mit dem behandelnden Arzt oder Sporttherapeuten.
Gemäß des Prüfberichts der Deutschen Sporthochschule Köln gilt Ubiquinol nicht als Doping. Der Mikronährstoff ist auf der Kölner Liste® verzeichnet, die alle Nahrungsergänzungsmittel ausweist, die Leistungssportler einnehmen dürfen. Beim Kauf eines CoenzymQ10-Präparats sollte man jedoch die Inhaltsstoffangaben genau prüfen und darauf achten, dass die Kapsel reines Ubiquinol enthält.
Ein echter Allrounder
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Ubiquinol zahlreiche Vorteile für Sportler bietet. Die regelmäßige Einnahme trägt zur Leistungssteigerung bei und unterstützt eine schnellere Regeneration. Ubiquinol hat außerdem keinerlei Nebenwirkungen und kann mit anderen Nährstoffen problemlos kombiniert werden. Auch wenn viele eine Supplementierung mit dem körpereigenen Mikronährstoff Ubiquinol nicht für nötig halten, konnten zahlreiche Studien belegen, dass Faktoren wie Sport, Alter oder Stress eine Unterversorgung hervorrufen können. Eine gezielte Nahrungsergänzung mit nur 100 Milligramm Ubiquinol am Tag kann dem entgegenwirken.
Christopher Schuff
ehemals Leistungsschwimmer
und bis dato begeisterter Triathlet und Tennisspieler, hat in Heidelberg Sportwissenschaften
und Sportmedizin studiert. Er war als Sporttherapeut und medizinischer
Trainingstherapeut knapp 10 Jahre als Therapieleiter in Rehakliniken tätig.
Seit 2002 ist er selbständiger Fitness- und Gesundheitsberater und arbeitet als
Teamleiter im Finest-Fitness-Club in Weinheim und im Institut für Reha- und
Gesundheitssport in Frankenthal. Zusätzlich ist Christopher Schuff als Referent
in verschiedenen Unternehmen im Rahmen von BGM (betrieblichen
Gesundheitsmaßnahmen/ -management) unterwegs.
[1] https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/sw/Nahrungserg%E4nzungsmittel?nid=102188
[2] Hosoe K. et al.: Study on safety and bioavailability of ubiquinol after single and 4-week multiple oral administration to healthy volunteers. Regul Toxicol Pharmacol. 2007 Feb;47(1):19-28.
[3] Ikematsu H. et al.: Safety assessment of coenzyme Q10 (Kaneka Q10) in healthy subjects: a double-blind, randomized, placebo-controlled trial, Regul Toxicol Pharmacol. 2006 Apr;44(3):212–218.
[4] Alf D. et al.: Ubiquinol supplementation enhances peak power production in trained athletes: a double-blind, placebo controlled study, J Int Soc Sports Nutr. 2013; 29;10(1):24.
[5] Tiwari AK: Imbalance in antioxidant defence and human disease: multiple approach of natural antioxidants therapy. Curr. Sci., 2001, 81, 1179–1187.
[6] Orlando P et al.: Effect of ubiquinol supplementation on biochemical and oxidative stress indexes after intense exercise in young athletes. Redox Report. 2018; 23:1, 136-145.
[7] Navas-Enamorado I: Ubiquinol supplementation positively correlates with reduced skeletal muscle damage in professional football players. Presented at the 8th Conference of the International Coenzyme Q10 Association, in Bologna, Italy. October 8-11, 2015.
[8] Sarmiento A et al.: Short-term ubiquinol supplementation reduces oxidative stress associated with strenuous exercise in healthy adults: A randomized trial. Biofactors. 2016 Nov 12;42(6):612-622.
[1] https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/sw/Nahrungserg%E4nzungsmittel?nid=102188
[2] Hosoe K. et al.: Study on safety and bioavailability of ubiquinol after single and 4-week multiple oral administration to healthy volunteers. Regul Toxicol Pharmacol. 2007 Feb;47(1):19-28.
[3] Ikematsu H. et al.: Safety assessment of coenzyme Q10 (Kaneka Q10) in healthy subjects: a double-blind, randomized, placebo-controlled trial, Regul Toxicol Pharmacol. 2006 Apr;44(3):212–218.
[4] Alf D. et al.: Ubiquinol supplementation enhances peak power production in trained athletes: a double-blind, placebo controlled study, J Int Soc Sports Nutr. 2013; 29;10(1):24.
[5]Tiwari AK: Imbalance in antioxidant defence and human disease: multiple approach of natural antioxidants therapy. Curr. Sci., 2001, 81, 1179–1187.
[6] Orlando P et al.: Effect of ubiquinol supplementation on biochemical and oxidative stress indexes after intense exercise in young athletes. Redox Report. 2018; 23:1, 136-145.
[7] Navas-Enamorado I: Ubiquinol supplementation positively correlates with reduced skeletal muscle damage in professional football players. Presented at the 8th Conference of the International Coenzyme Q10 Association, in Bologna, Italy. October 8-11, 2015.
[8] Sarmiento A et al.: Short-term ubiquinol supplementation reduces oxidative stress associated with strenuous exercise in healthy adults: A randomized trial. Biofactors. 2016 Nov 12;42(6):612-622.