Adipositas, Diabetes, Gelenkschmerzen, Osteoporose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen, Antriebslosigkeit, Energiemangel, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Migräne, Muskelkrämpfe, Arthritis, Koordinationsstörungen, Augenkrankheiten, Immunschwäche – all dies sind Erkrankungen bzw. Symptome mit denen ein (Personal) Trainer in seiner täglichen Arbeit mit dem Kunden konfrontiert wird. Es können sogar die Gründe dafür sein, dass der Kunde einen Personal Trainer aufsucht und diesen die Problemlösung anvertraut. Die eben genannten Erkrankungen/Symptome (dies ist nur ein Auszug) werden jedoch auch mit einem Vitamin-D-Mangel in Verbindung gebracht. Es liegt also nahe neben der trainingstherapeutischen Intervention und einer damit eventuell verbundenen Ernährungsberatung auch einen Blick auf die Mikronährstoffe zu werfen – in diesem Fall insbesondere das Vitamin D.
Ein Mangel dieses Vitamins ist heute die verbreitetste Vitaminmangel-Erkrankung in unseren Breiten. Streng genommen handelt es sich dabei um gar kein Vitamin, sondern um ein Secosteroidhormon, das an zahlreichen Stoffwechselprozessen beteiligt ist. Es wirkt auf fast alle Körperzellen ein, indem es eine Änderung der Genexpression hervorruft. Vitamin-D-Rezeptoren sind in nahezu sämtlichen Zellen vorhanden. Zusätzlich haben viele Zellen interne Vitamin-D Speicher, um den spontanen Eigenbedarf zu decken.
Wie kommt ein Vitamin-D Mangel zu Stande?
Unser Organismus bildet mit Hilfe des Sonnenlichts das fettlösliche Vitamin D selbst. Nur ein geringer Bruchteil wird über die Nahrung aufgenommen. Diese Tatsache verleiht dem Vitamin eine Sonderstellung unter den Mikronährstoffen. Das Erreichen der notwendigen Vitamin-D-Dosis war früher kein Problem, da die Menschen ihre Haut ausreichend der Sonne aussetzten, regelmäßig Fisch aßen und das Schweinefleisch noch nicht weitgehend aus der Massentierhaltung stammte. Auf Grund der deutlichen Veränderung der Lebensgewohnheiten ist dies jedoch heute nur noch selten der Fall. Heute verbringen wir einen Großteil unserer Zeit in geschlossenen Räumen. Sollten wir es tatsächlich einmal an die Sonne schaffen, dann oft nur mit Lichtschutzfaktor. Die ausgesprochene Empfehlung sich mit Sonnencreme zu schützen hat seit Beginn der 80er Jahre den Vitamin-D-Mangel der Bevölkerung noch einmal verstärkt, da der Sonnenschutz die UVB-Strahlung blockiert, die jedoch die Bildung von Vitamin D anregt. (Dies soll kein Aufruf dazu sein, sich übermäßig lange der prallen Sonne auszusetzen, auch hier macht die Menge das Gift). UVB-Strahlung ist in unseren Breiten nur zwischen April und September zu bekommen, da dazu die Sonne über 50 Grad über dem Horizont stehen muss. Früher konnten die Menschen über die dunkle Jahreszeit von ihren vollen Vitamin-D-Depots zehren, so dass auch in dieser Jahreszeit kein Mangel vorlag. Auch starke Luftverschmutzung, wie es in vielen Großstädten der Fall ist, lässt deutlich weniger notwendige Strahlung auf unserer Haut ankommen. All diese Faktoren führen dazu, dass im Sommer mindestens 50% und im Winter etwa 90% der Bevölkerung unter einem chronischen Vitamin-D-Mangel leiden.
Aber wo sollte der Vitamin-D Spiegel liegen?
Ein normaler Vitamin-D-Wert sollte nach Expertenmeinung zwischen 50 und 70 ng/ml liegen. Aber auch ein Wert von 100 ng/ml ist unbedenklich (Laye). Der Durchschnitt in Deutschland liegt ungefähr bei 16 bis 18 ng/ml. Die Tatsache, dass Naturvölker oder Menschen, die jeden Tag lange in der Sonne sind, einen Wert von ungefähr 80 bis 90 ng/ml aufweisen unterstreicht noch einmal die prekäre Lage in der heutigen Gesellschaft.
Ermittlung des Status Quo
Um den Kunden zielgerichtet beraten zu können, ist eine quantitative Bestimmung des Vitamin-D-Spiegels unerlässlich. Der Vitamin-D-Spiegel kann von jedem Hausarzt oder Heilpraktiker durch eine Blutabnahme bestimmt werden. Auch eine exakte Bestimmung durch eine geringe Menge Kapillarblut stellt eine Möglichkeit dar (siehe Video). Die unten dargestellte Tabelle lässt nach Worm eine Interpretation des Vitamin-D-Spiegels zu.
Level | Vitamin-D-Konzentrationsbereich | Interpretation | |
1 | < 20 ng/ml | < 50 nmol/l | Kritisch niedriger Vitamin-D-Spiegel |
2 | 21-30 ng/ml | 52,5 – 75 nmol/l | Langfristiger Vitamin-D-Mangel |
3 | 31-40 ng/ml | 77,5 – 100 nmol/l | Ausreichender Vitamin-D-Spiegel |
4 | 41-60 ng/ml | 102,5 – 150 nmol/l | Guter Vitamin-D-Spiegel |
5 | 61-90 ng/ml | 152,5 – 225 nmol/l | Sehr guter Vitamin-D-Spiegel |
6 | > 90 ng/ml | > 225 nmol/l | Hoher Vitamin-D-Spiegel |
Gezielte Supplementierung von Vitamin D3
Wurde durch eine quantitative Vitamin-D-Bestimmung ein Mangel festgestellt, stellt die einfache und kostengünstige Supplementierung neben regelmäßigen Sonnenbaden das Mittel der Wahl dar, um den Vitamin-D-Spiegel wieder auf einem ausreichenden Maß einzupendeln. Um den Spiegel um 1 ng/ml zu heben, kann die Faustformel angewendet werden, 10.000 IE Vitamin-D3 zu supplementieren (Laye) (Hinweis: Vitamin D3 ist die aktive hormonelle Form von Vitamin D. Die Angabe IE steht für Internationale Einheit. Sie ist eine festgelegte Maßgröße in der Pharmazie. 1 IE entspricht 0,025 Mikrogramm Vitamin D3). Diese Formel gilt bei 70kg Körpergewicht und muss gegebenenfalls an das Körpergewicht des Kunden angepasst werden.
Beispiel: Beim Kunden wurde ein Vitamin-D-Spiegel von 20 ng/ml ermittelt. Um diesen auf 70 ng/ml anzuheben sind folglich 500.000 IE notwendig. Diese Menge kann beispielsweise über 10 bis 14 Tag verteilt werden.
Anmerkung: Mit den üblichen Empfehlungen zur Vitamin-D-Supplementierung der Gesundheitsbehörden bleibt der Mangel erhalten. Generell sind die Empfehlungen der Behörden oft veraltet und berücksichtigen selten die neuesten Studienlagen.
Die unschlagbare Kombination Vitamin D3 und K2
Auf den Punkt gebracht: Es empfiehlt sich Vitamin K2 parallel zu Vitamin D3 einzunehmen. Vitamin D3 steuert die Calciumaufnahme und die Synthese mehrerer wichtiger Proteine. Bei diesen Prozessen ist Vitamin D3 zwingend auf Vitamin K2 angewiesen, da dieses bewirkt, dass das aufgenommene Calcium gut verwertet wird und wichtige Proteine aktiviert werden können. Ist nicht genügend K2 vorhanden, bleiben die Proteine inaktiv und lagern sich als Verkalkung im Körper ab. Dies kann unter anderem zu Nierensteine und Arteriosklerose führen. Steigt durch eine gezielte Supplementierung der Vitamin D3-Spiegel, dann kann dies zu einem Vitamin K2-Mangel führen. Aus diesem Grund ist es zwingend notwendig bei der Zufuhr von Vitamin D3 gleichzeitig an die Supplementierung von Vitamin K2 zu denken.
Bei der Einnahme empfiehlt es sich auf Vitamin K2-MK7 zurückzugreifen. Diese Form kann fast komplett vom Körper aufgenommen werden und hat mit 72 Stunden die höchste Halbwertzeit. Je nach Quelle werden zwischen 100 bis 200 Mikrogramm Vitamin K2 täglich zur Supplementierung empfohlen. Ein Richtwert kann auch sein, zu jeweils 5.000 bis 10.000 IE Vitamin D3 100 bis 200 Mikrogramm Vitamin K2 einzunehmen (Bowles). Bei Vitamin K2 ist keine Toxizität bekannt (Rhéaume-Bleue).
Magnesium: Damit unser Körper das Vitamin-D mit Hilfe der Leber und Niere in seine aktive Form umwandeln kann, benötigt er zusätzlich ausreichend Magnesium. Auch hier besteht bei vielen Menschen eine Unterversorgung, die durch Nahrungsergänzungsmittel ausgeglichen werden sollte.
Fazit
Der weit verbreitete Vitamin-D-Mangel ist oft Ursache unterschiedlichster Erkrankungen. Neben den gesundheitlichen Aspekten sollte aber auch ein ausreichender Vitamin D-Spiegel, beispielsweise hinsichtlich einer verbesserten Regeneration, im (Leistungs-)sportbereich von Interesse sein. Eine quantitative Bestimmung des Vitamin-D-Spiegels stellt den Beginn einer gezielten Beratung hinsichtlich einer gezielten Vitamin-D-Supplementierung dar. Auf Grundlage dieser kann der Trainer dann individuelle Empfehlungen bezüglich der Vitamin-D-Zufuhr aussprechen. Dabei stellt die hormonell aktive Form – das Vitamin D3 – das Mittel der Wahl dar. Um Nebenwirkungen einer Supplementierung zu verhindern, ist es unerlässlich parallel das Vitamin K2 in der Form MK7 einzunehmen. Eine kompetente Beratung basiert dann letztendlich auf eine kontinuierliche Verlaufskontrolle des Vitamin-D-Spiegels durch eine quantitative Bestimmung.
Euer Marcel Doll