Die Funktionen bestimmen die Form
Auf einmal waren wir in der Lage auf Entfernung Beute zu erlegen und entwickelten uns nach und nach zu dem, was wir heute sind. Was sind wir samt unseren Funktionen heute? Im Alltag des heutigen Lebens umgibt uns das häufige Problem der Fehlernährung, des Bewegungsmangels und der Schonhaltungen. Das Resultat ist ein häufiger „Nicht-Abruf“ von menschlichen Funktionen und deren motorischen Programme. Folglich ist klar, dass der Körper bestimmte Bewegungsbahnen nicht mehr automatisiert und ökonomisch abrufen kann. Der Organismus geht hierbei den Weg des geringsten Widerstandes und begibt sich dabei auf den Pfad diverser Kompensationsmuster. Diese Kompensationen und „Missverhältnisse“ nennen wir myofasziale Dysbalancen. Was sind diese Dysbalancen, die sich in unserem Muskel-Faszien-System festsetzen, immer sichtbar und zu ertasten sind und sich sogar „sprachfähig“ machen können?

Gesunde Fazien sind dehnbar und hochelastisch. Foto: Dr. Robert Schleip, www.fascialnet.com
SEHEN
Man kann sehen, dass sich der Körper in unterschiedlichste Ausrichtungen bringt. Er kann sich schon sichtbar in Ruhestellung verdreht, verschoben, gebeugt oder gekippt präsentieren. Um diese Fehlhaltungen zu diagnostizieren, kann man sich des „Body Readings“ befähigen und erkennen, ob der Körper in seiner Statik verändert erscheint. Infolge dessen kann man sich ebenso dynamische Bewegungsmuster anschauen und erkennen, ob myofasziale Ketten fixiert erscheinen oder sich anderer Segmente zur Bewegungsunterstützung bedienen muss. Diese Gegebenheit nennen wir im umgangssprachlichen u.a. „Ausweichbewegung“. Man muss sich klar machen, dass unsere Peripherie das versucht zu erfüllen, was unsere Zentrale anordnet. Wenn also unser Gehirn eine Bewegung „plant“, wie z.B. eine Wasserflasche zu greifen, möchte unsere Motorik das Ziel um jeden Preis erfüllen. Liegt hierbei jedoch eine Problematik im myofaszialen und muskuloskeletalen Bereichen vor, umgeht der Körper diese Baustelle irgendwie, sodass er das Ziel – das Bewegungsende – trotzdem erreichen kann. Es entsteht eine sichtbare Dysbalance, die im weiteren Verlauf zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen kann, sofern sie nicht diagnostiziert und behandelt wird.
Als Fazit gilt: Den Blick verfeinern.
TASTEN
Auch hierbei zeigt sich unsere Evolution. Vergleicht man alleine die Oberschenkelaußen- mit der Innenseite, so weiß jeder, dass die äußere Komponente häufig sehr viel straffer und fester erscheint. Durch die Stellung unseres Hüftkopfes im Becken und unseres aufrechten Ganges war es erforderlich, dass unser Körper dieser nicht linearen Achsenstellung entgegenwirkt, um einen „normalen“ Gang zu ermöglichen.
Um bei dem Beispiel des Oberschenkels zu bleiben, wäre bei täglichem Reiten statt Gehen zu erwarten, dass wir alle eine Art des Tractus Iliotibialis auf der Oberschenkelinnenseite bekämen, da unsere Belastung darauf ausgerichtet wäre.
Unser myofasziales Gewebe passt sich also immer der körperlichen Belastung und Anforderung an. Das kann physiologisch gewollt, aber auch pathologisch ungewollt sein. Demnach ist es bei der Arbeit mit yofaszialen Strukturen enorm wichtig genau das unterscheiden zu können. Daher ist die Palpation unserer Meinung nach das größte Gut eines jeden Therapeuten und Trainers.
Als Fazit gilt: Auch mal Hand anlegen.
ZUHÖREN
Mindestens Eins haben die Berufe des Gesundheitssystems gemeinsam, den Mangel an Zeit. Der Faktor Zeit ist des Mediziners größtes Problem, hört man immer wieder. Aber auch jeder Therapeut und Trainer kämpft um mehr Zeit mit seinen Klienten und wenn dann doch die Zeit vorhanden ist, fehlen die finanziellen Mittel…?! Wir glauben, dass das durchaus ein ernstes Problem dieser Branche ist, jedoch vieles einfacher wäre, wenn dem Menschen in der gegebenen Zeit wirklich „beide Ohren geschenkt“ werden. Alle Menschen mit Schmerzen oder Leistungseinbußen beschreiben und zeigen ihre Probleme. Eine der hierzu bestehende Betrachtungsmöglichkeit ist das Faszien-Distorsions-Modell (FDM) nach Typaldos. Es interpretiert auch das Deuten des an Schmerzen Leidenden. Gemeinsam ist man auch hierbei stärker, also brauch man keine Scham zu haben, mit dem Klienten zu kommunizieren. Was nicht zu ertasten oder zu sehen ist, wird er vielleicht selbst zeigen und/oder mitteilen.
Als Fazit gilt: Beide Ohren offen halten.
Informationen rundum die Ausbildung zum Functional Myofascial Trainer erhalten Sie hier.