Augen auf beim Training!
Das visuelle System nimmt in der Hierarchie des Nervensystems und der Bewegungssteuerung die führende Position ein. Am Prozess des Sehens sind bis zu 34 Hirnareale beteiligt und man geht aktuell davon aus, dass 60 bis 80 Prozent des Bewegungsentwurfs vom visuellen Input und dessen Verarbeitung abhängig sind. Dementsprechend ist also auch die Qualität der Daten, die dem Hirn durch das visuelle System zur Verfügung gestellt werden, von großer Bedeutung.
Sehen ist komplexer, als wir denken
Der klassische Sehtest hilft bei Athleten nur bedingt. Sie kennen dann vielleicht ihre Sehstärke und können hierdurch auf visuelle Hilfsmittel zurückgreifen, aber was nützt das beim Sport? Das Gehirn der Athleten ist viel komplexeren Dingen ausgesetzt: So müssen z. B. die Augen von Athleten für eine optimale Bewegungssteuerung komplexe visuelle Informationen über ihre Umwelt – und das auch noch innerhalb der spezifischen Bewegungssituation – optimal aufnehmen und verarbeiten können. Zuständig für die „Augen-Gehirn-Kommunikation“ sind beispielsweise folgende Prozesse:
- die neuromechanische Qualität des Sehnervs,
- die Koordination der zwölf Augenmuskeln durch das Kleinhirn,
- ihre Innervierung durch die Hirnnerven 3, 4 und 6,
- die Aktivitätsmuster des Stammhirns, dem sie entspringen,
- die Funktionalität des Gleichgewichtsystems, speziell der vestibulookulären Reflexe (VOR),
- die Aktivität und Funktionalität der oberen Hügel im Mittelhirn und des Okzipitallappens, in denen visuelle Daten verarbeitet und integriert werden.
Augenpositionen und -bewegungen
Ein Objekt, das von den Augen zu verarbeiten gilt, kann unbeweglich sein oder sich in allen möglichen Ebenen bewegen. Kommt es durch bestimmte Augenbewegungen oder -positionen zu abnormalen körperlichen Reaktionen, kann der Athlet entweder instabil werden oder die Körperspannung erhöhen.
Wichtige Fragen sind:
- Wie gut können die Augen von Objekt zu Objekt springen (innerhalb der verschiedenen Ebenen) und hierbei klare Informationen liefern?
- Wie schnell werden diese Informationen geliefert, interpretiert und verarbeitet?
- Sagen beide Augen dem Gehirn das Gleiche oder wird die Information eines Auges eher bevorzugt und die andere eventuell unterdrückt?
- Ist die Information eines Auges undeutlicher oder ist ein Auge schneller ermüdet und/oder kann ein Auge das Objekt nicht stabilisieren? Weiß der Athlet genau, wo sich die Objekte in Relation zu ihm befinden? Wie gut nimmt er die Dinge wahr, auf die er nicht schaut (peripheres Sehen)? Etc., etc. …
Fragen über Fragen! Und dies alles nun noch in allen erdenklichen Bewegungen, Körperpositionen, Geschwindigkeiten, Lichtverhältnissen usw. Für Trainer gilt daher, dass man sich mit der Aussage: „Die Augen sind gut, Coach, ich war letztens beim Augenarzt!“, nicht mehr zufriedengeben sollte. Coaches benötigen Möglichkeiten, diese verschiedenen visuellen Fähigkeiten zu testen und anforderungsspezifisch zu trainieren.
Gutes Sehen ist trainierbar
Das Ziel sämtlicher visuellen Trainingsmaßnahmen ist, dass sich individuelle und spezifische positive neuroplastische Veränderungen im Gehirn ergeben – seien es Veränderungen im Bereich der motorischen Augenkontrolle, der Geschwindigkeit der Wahrnehmungs- und Interpretationsprozesse oder einer verbesserten peripheren Wahrnehmung. Es ist entscheidend, zuerst die individuellen visuellen Probleme des Athleten und vor allem deren neuronalen Hintergründe aufzudecken und gezielt zu adressieren (individuelle Stressreduktion), bevor ich mit einem Training der allgemeinen sportspezifischen und später dann sportartspezifischen visuellen Fähigkeiten beginne.
Wobei nicht vergessen werden sollte: Eine neuroplastische Anpassung findet immer statt – entweder als gezielter Prozess durch ein individuell optimal gesteuertes Training oder als zufälliges Resultat durch eine ungesteuerte Anpassung. Die gute Nachricht ist, dass das Sehen und alle damit verbundenen Steuerungsprozesse, wie bereits gesagt, im Gehirn stattfinden und somit auch gut trainierbar sind, wenn man die neuronalen Einflussfaktoren kennt.
Individualität und Spezifität sind entscheidend
Um einen Athleten bestmöglich zu unterstützen, müssen Coaches um die Einflussfaktoren und Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Systemen wissen, bevor man beginnt, die visuellen Fähigkeiten des Athleten zu adressieren und zu trainieren! Ein Training visueller Fähigkeiten ist durch den starken neuronalen Stimulus nicht nur anstrengend – es kann gegebenenfalls auch kontraproduktiv sein, wenn bestehende Defizite und Ungleichgewichte nicht berücksichtigt oder sogar weiter verstärkt werden.
Für die Athleten sollte es daher so wenige Kompromisse wie möglich geben. Also auch hier: „Augen auf!“ bei der Herangehensweise an das visuelle Training mit den Athleten, denn das Gehirn passt sich immer der Qualität des Trainingsreizes an. Immer! Das zählt natürlich für jeden Bereich, aber durch die Intensität des Stimulus ganz besonders für den des visuellen Trainings.
Luise Walther erklärt in ihrem Buch „Neurozentriertes Training“ anschaulich die komplexen und faszinierenden Zusammenhänge zwischen Augen, Balance, Bewegung und Atmung und zeigt mit einfachen Beispielen und Übungen, wie wir sofort aktiv werden und unser Gleichgewicht trainieren können – in jedem Alter. Ein verbessertes Gleichgewicht wirkt sich positiv auf unsere Körperhaltung und unsere Mobilität aus und wir können uns wieder frei und ausgeglichen bewegen.
Mit ihrem Neurozentrierten Training sorgt Luise Walther für Aufsehen in der Gesundheits- und Fitnessbranche. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Individualisierung und Professionalisierung von Trainingsprozessen, um Schmerzen zu reduzieren und Bewegungsabläufe zu optimieren.
Die Spezialistin für Rehabilitation, Verletzungsprophylaxe und Performance- Steigerung stellt die ganzheitliche Betrachtung der körperlichen Leistungsfähigkeit in den Vordergrund. Die zentrale Grundlage ihrer neuroathletischen Arbeit ist die Erkenntnis, dass Schmerzen im Gehirn entstehen.
Aus diesem Grund, so die Überzeugung von Luise Walther, muss Training radikal neu gedacht und umgesetzt werden. Ihre Expertise und internationale Qualifikation besitzen deutschlandweit nur einige wenige Trainer, weshalb namhafte Unternehmen und Medien auf ihre Expertenmeinung zählen. Auch das begeisterte Feedback ihrer Kunden gibt ihrer langjährigen Arbeit und Erfahrung recht.