Movement: an act of moving.
„a slight movement of the body or within the body“
Movement sind alle Bewegungen, die du durchlebst
– von der Geburt bis zum letzten Atemzug, bei dem sich deine Lungenflügel zum letzten Mal unwillkürlich heben.
Vom Öffnen der Augen, dem ersten Greifen, dem Anheben des Kopfes, dem Umdrehen auf den Bauch, den ersten Kriechbewegungen, den ersten Schritten, dem Entlanghangeln an der Sprossenleiter am Spielplatz bis wir bettlägerisch sind… Aber was passiert eigentlich dazwischen?
Viele Menschen haben trotz vielem Training Schmerzen. Der versessene Läufer bekommt ein künstliches Knie, der Elitesoldat noch vor seinem Ruhestand ein neues Hüftgelenk, der Bodybuilder, den viele für extrem stark halten, hat Probleme in der tiefen Kniebeuge, ganz ohne Zusatzgewicht 5 Minuten auszuharren. Bei meinem letzten Beispiel schließt sich der Kreis. Ich würde gerne den Rahmen sprengen und noch mehr Problematiken von einseitigem Training aufzeigen, doch kommen wir wieder auf das Kleinkind zurück; es verbringt problemlos lange Zeit in der tiefen Kniebeuge (mit den Fersen am Boden) – der starke Bodybuilder zieht hier den Kürzeren.
Klar ist das “nutze es oder verliere es” Prinzip hier gut platziert. Das Kleinkind hat eine extrem gute Mobilität und ab einem gewissen Alter auch ein gutes Verhältnis der Kraft zum Körpergewicht. Der Bodybuilder verfolgt ein ästhetisches Ziel, welches wir nicht werten möchten. Er verfolgt ein anderes Ziel als die Mobilität und den Kraftzuwachs mit steigender Körpermasse. Der Bodybuilder hat sein Trainingsziel für sich definiert und wenn es in der Ästhetik liegt, geht er ganz klar einen Kompromiss der Funktionalität ein.
Fußballdeutschland muss verstehen, dass die großen Fußballidole, ja gerade die Weltmeister, einen Kompromiss eingehen und einen Preis für ihre Einseitigkeit zahlen. Die Fußballer oder auch sonstige Profisportler müssen so viel einseitig und spezifisch für den Erfolg in ihrer Disziplin trainieren, dass andere Bewegungsmuster darunter leiden.
Training an sich ist nur ein Teil von Movement. Dein Training hat eine gewisse Dauer von z.B. 90 Min von 18:00 – 19:30 Uhr. Movement ist fortlaufend, du machst keine Pause davon. Movement ist dein gesamter Alltag und alles was du darin machst, auch das was dich aus der Bahn werfen kann. Das Ausrutschen auf dem Schnee, das Verheben mit dem schweren Blumentopf, aber auch ganz einfach das Toben mit deinem Hund. Macht es deshalb nicht Sinn, deinen Alltag zu trainieren? Das betrachten wir später noch einmal genauer.
Welches Trainingsziel verfolgst du?
“Move more… but the right way – wir müssen uns fast alle mehr bewegen, es kommt dabei aber nicht so sehr auf die Quantität an – die Qualität und vor allem die Art der Bewegung sind entscheidend.”
Wenn wir ehrlich sind, möchte jeder gut aussehen; was “gut” ist, bewertet dabei jeder Mensch für sich selbst. Kann ich denn auch gut aussehen, ohne einen Kompromiss eingehen zu müssen?
Die Mehrheit unserer Personal Training Kunden kommt mit einem ästhetischen Ziel zu uns. Der erste Schritt ist häufig aber zunächst ein Reset seiner Bewegungsausführung. Ich nenne es das Verhältnis zwischen dem, was der Kunde will und was der Kunde wirklich braucht. Ich halte meine Trainer dazu an, ihren Kunden zunächst hauptsächlich das zu geben, was wie wollen bzw. was sie bis dahin gedacht haben zu wollen. Das, was sie wirklich brauchen, soll anschließend mehr und mehr in das Training einfließen.
Warum machen wir es denn nicht anders? Wahrscheinlich weil der Kunde unsere guten Absichten nicht verstehen und uns verloren gehen würde. Aber ist es nicht unsere Aufgabe als Trainer, den Kunden die Erfolge erleben zu lassen, wenn er endlich erhält, was er wirklich braucht?
Trainierst du eventuell eher für die Langlebigkeit und möchtest gesund und kräftig Altern? Wenn du nicht in der Lage bist, dein eigenes Körpergewicht zu meistern, solltest du deinen Körper nicht noch mit externen Ladungen zusätzlich belasten. Unser Körper ist den ganzen Tag bereits mit seinem vollen Körpergewicht beladen und durchläuft verschiedene Bewegungsmuster mit dem eigenen Körpergewicht. Macht es dann nicht Sinn, den Körper mit dem eigenen Körpergewicht in seiner Fitness zu steigern?
Welche Art von Bewegung brauchen wir nun?
“Wenn wir ein Tier für lange Zeit bewegungslos am Boden sehen, denken wir meist, dass mit dem Tier etwas nicht in Ordnung ist – warum ist das bei uns Menschen nicht der Fall?”
Wir Menschen bewegen uns spätestens seit der industriellen Revolution primär in der sagittalen Bewegungsebene (Bewegungen, die nach vorne und hinten verlaufen). Unser Ziel sollte es aber sein, ein Gleichgewicht der drei Bewegungsebenen herzustellen und sollten daher mehr Bewegungsmuster in den frontalen und transversalen Bewegungsebenen ausführen.
Hier kommt wieder der Begriff Movement ins Spiel, welchen du gerne als freie-, natürliche- und/oder dreidimensionale Bewegungen bezeichnen magst. Das Aufstehen aus dem Bett am Morgen beinhaltet meist alle drei Bewegungsebenen – leider bleibt es bis zum Hinlegen ins Bett meist auch bei dieser einen dreidimensionalen Bewegung. Dazwischen verbringen wir die meiste Zeit im Sitzen, was echtes Gift für unserer Körper und Geist ist. Wer sich nun bei seinem Training auf den Sitz eines Gerätes setzt, um seine Kraft zu verbessern oder sich auf ein Laufband stellt, der wird diesem Ziel der dreidimensionalen Bewegungen sicherlich nicht näher kommen.
Ein Movement-Training trainiert deinen Alltag und sollte an dich selbst und dein Leben angepasst sein. Es kann die folgenden Elemente beinhalten, ist darin jedoch nicht limitiert:
- (Fortbewegen:)
- Krabbeln
- Kriechen
- Springen
- Sprinten
- Schwingen
- (Heben:)
- Drücken
- Ziehen
- Tragen
- Stoßen
- Rotieren
- Balancieren
- Hängen
- Flow
Was macht nun das Kleinkind, wenn es krabbelt? Trainiert es oder bewegt es sich „nur“?
Euer Rouven Bürgel